Nach Gould gibt zweiter Elektronik-Konzern im Halbleitergeschäft auf:

GE verkauft Chip-Division an Harris

02.09.1988

NEW YORK (CW) - Erneut hat ein US-Konzern im Chip-Geschäft das Handtuch gewürfen: General Electric trennte sich jetzt von nahezu allen Chip-Aktivitäten. Neuer Eigentümer ist die im Bereich Kommunikations-Equipment tätige Harris Corp. in Florida.

General Electric ist damit die zweite große Elektronik-Gesselschaft, die innerhalb weniger Wochen ihre Chip-Ambitionen aufgibt. Erst vor kurzem hatte auch Gould seine Halbleiter-Aktivitäten abgestoßen. Micro Devices erwarb die Division für etwa 70 Millionen Dollar. Wesentlich teuerer soll der Deal mit GE das Harris-Management gekommen sein. Analysten schätzen den Kaufpreis auf rund 500 Millionen Dollar.

Dafür besitzt Harris nunmehr unter anderem Fertigungsstätten in den USA, in Singapur, Taiwan sowie Malaysia. Auch ist der Telecom-Anbieter neuer Eigentümer von Intersil, einer kalifornischen Gesellschaft, die der amerikanische Elektronikkonzern 1981 für 235 Millionen Dollar gekauft hatte, um sein Halbleitergeschäft zu erweitern. GE selbst behält nur noch ein Chip-Forschungs- und Entwicklungswerk in North Carolina sowie das frühere RCA-Chip-Geschäft für den Verteidigungsbereich. Damit stößt der Elektronikkonzern nahezu den gesamten Chip-Sektor ab, den man 1986 durch den Kauf von RCA gewonnen hatte.

Ein GE-Sprecher erklärte, man steige aus dem Chip-Geschäft aus, weil sich der eigene Bedarf an Halbleitern stark reduziert habe. Gründe: Einerseits sei es nicht gelungen, sich in Marktsegmenten wie etwa mobilen Telefonen zu etablieren, andererseits habe man sich auch aus wichtigen Märkten zurückgezogen. Die Chip-Division sei mit jährlichen Verkäufen im Wert von 550 Millionen Dollar jedoch profitabel.

Zusammen mit der eigenen Chip-Produktion nimmt Harris jetzt den sechsten Platz unter den amerikanischen Halbleiterproduzenten ein. Bislang hatte man laut Dataquest mit Rang neun oder zehn vorlieb nehmen müssen.