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Detailierte Anklageschrift vorgelegt

Gates wird heute noch einmal verhört

02.09.1998
Von md 
Detailierte Anklageschrift vorgelegt

COMPUTERWOCHE (MÜNCHEN) - In dem gestern veröffentlichten 86seitigen Gerichtspapieren fügt das US-Justizministerium neue Einzelheiten zur bestehenden Anklage gegen Microsoft hinzu. Darin wird genau erläutert, daß und inwiefern die Gates-Company illegal agiert hat, um Java schon in den Kinderschuhen das Lebenslicht auszublasen. Auch werden die Auseinandersetzungen mit Apple, Intel und Real Networks detailliert aufgelistet. In dem Schriftstück heißt es weiter, Konzernchef Bill Gates habe sich in der zweitägigen Gerichtsbefragung von letzter Woche nicht an die fraglichen Dispute mit seinen Mitkonkurrenten und Geschäftspartnern erinnern können, obwohl klar sei, daß sein Unternehmen „explizit nach seinen Anweisungen geleitet werde". Gates wurde heute zum dritten Mal zu einer Befragung geladen.

Gleichzeitig forderten die Redmonder heute das Gericht in einem 28seitigem Schreiben auf, die Aussagen von Gates und anderer Topmanager des Unternehmens auch weiterhin unter Verschluß zu halten. Im Vorfeld hatte es ein Hickhack um die Zulassung der Presse zu den Befragungen gegeben. Zunächst werden die Aussagen lediglich auf Video aufgezeichnet. Sollte eine oberste Gerichtsinstanz aber zu der Ansicht kommen, daß auch die Öffentlichkeit ein Recht auf Einsicht hat, sollen die Bänder an Fernsehstationen gegeben werden.

Die Befragung diente der Vorbereitung des Verfahrens wegen angeblich wettbewerbswidrigen Verhaltens des Quasi-Monopolisten, das das amerikanische Justizministerium und 20 Bundesstaatsanwälte eingeleitet haben. Sie halten dem Unternehmen vor, seine marktbeherrschende Stellung bei Betriebssystemen auszunutzen, um den Browser-Markt zu besetzen und konkurrierende Anbieter aus dem Markt zu drängen. Bundesrichter Thomas Jackson hatte vor zwei Wochen die Verschiebung der Hauptverhandlung gegen Microsoft um 14 Tage verkündet. Am ursprünglich vorgesehenen ersten Prozeßtag, dem 8. September, erhält der Softwareriese noch einmal die Gelegenheit, seine Argumente gegen das Verfahren vorzutragen. Sollten diese das Gericht nicht umstimmen, beginnt die Verhandlung am 23. September.