Gates-Company reicht Gegenklage ein US-Justiz dehnt Untersuchung gegen Microsoft weiter aus

30.06.1995

MUENCHEN (CW) - Naechste Runde im Kampf Microsoft kontra US- Justizministerium (DOJ): Die Wettbewerbshueter forderten laut einem Bericht der "New York Times" nicht nur Online-Dienstleister wie Prodigy oder America Online auf, zur Untersuchung des DOJ ueber Microsofts zukuenftiges Online-Engagement Informationen beizusteuern. Jetzt dehnte die Bundesbehoerde ihre Anfrage auch auf andere Informationsanbieter wie Fernseh- und Rundfunkanstalten sowie Verlagshaeuser aus. Microsoft konterte und reichte in New York eine Klageschrift ein, mit der die Untersuchungen unterlaufen werden sollen.

Das DOJ versucht, mit den Informationen das Potential des zukuenftigen Online-Marktes abzuschaetzen. Zudem wollen die Juristen ein sicheres Gefuehl dafuer bekommen, welche Bedeutung in diesem Zusammenhang Microsofts Betriebssystem Windows 95 spielen wird. Diesem legt die Gates-Company bekanntlich Microsoft Network (MSN) bei, mit dem Windows-95-Benutzer sich in die Online-Welt einklinken koennen.

Konkurrenten wie Compuserve, Prodigy und American Online vertreten die Ansicht, Microsoft nutze sein Monopol im PC-Betriebssystem- Markt, um auch das Segment der Online-Dienste zu dominieren. Das DOJ steht vor der undankbaren Aufgabe, moeglichst noch vor dem 24. August 1995 entscheiden zu muessen, ob diese Argumentation sachlich haltbar ist und ob nicht gewichtige juristische Bedenken gegen eine Massregelung des Softwarehauses sprechen. Am 24. August soll Windows 95 inklusive MSN in den Markt eingefuehrt werden.

Microsoft hat gegen die Untersuchungen Klage eingereicht. Im Tenor wirft die Gates-Company den Justizbeamten vor, Microsoft solle nicht nur der Zutritt in den Online-Markt verwehrt, sondern auch daran gehindert werden, in Zukunft neue Softwareprodukte auf den Markt zu bringen. Die "Financial Times" zitiert aus der Klageschrift, das DOJ benehme sich "wie eine Microsoft- Beschwerdestelle fuer Unternehmen wie Apple, IBM, AT&T und andere grosse Firmen. Solche Firmen wuessten sich sehr gut selbst zu helfen."