Internationaler Vergleich

Gartner urteilt hart über deutsche CIOs

19.02.2015
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Konservativ, kostenfixiert, kontaktarm. Dieses Bild malt Gartner von IT-Führungskräften in Deutschland. Doch die Berater wissen auch Positives zu berichten.

Glaubt man den Analysten von Gartner, nehmen deutsche CIOs im internationalen Vergleich keine Vorreiterrolle ein. Gartner beschreibt sie in der Studie "2015 CIO agenda: a germany perspective" als konservativ, kostenfixiert und kontaktarm, jedenfalls was die Kontakte ins Business angeht. Die US-Berater stützen sich auf Angaben von mehr als 1000 Entscheidern in Europa. Ihre mehrteilige Studie enthält unter anderem auch Ergebnisse aus den USA.

Immerhin berichtet Gartner auch Positives aus Deutschland: In puncto Industrie 4.0 liegt die Bundesrepublik vorn, jedenfalls im europäischen Vergleich. Gartner konkretisiert das beispielsweise anhand folgender Zahlen: Beim Einsatz von Sensorik/Internet der Dinge erklären zwölf Prozent der Deutschen, dies bereits einzusetzen - in Gesamteuropa sind es nur acht Prozent. Weitere 42 Prozent der Deutschen experimentieren in diesem Bereich oder planen den Einsatz (Europa: 35 Prozent).

Neun Prozent der Deutschen nutzen demnach bereits 3D-Druck (Europa: vier Prozent), weitere 18 Prozent experimentieren oder planen (Europa: 16 Prozent). Deutsche Firmen investieren weiter in smarte Technologien, so die Beobachtung von Gartner.

CIOs zu stark kostenorientiert

Insgesamt jedoch zeigen sich IT-Verantwortliche in der Bundesrepublik noch immer zu stark kostenorientiert, urteilen die Analysten. Auch dazu einige Zahlen: Die Kosten stellen die wichtigste Metrik der IT-Performance dar, bestätigen 91 Prozent der deutschen Befragten (Europa: 83 Prozent). Immerhin nennt mehr als jeder Zweite (52 Prozent) hier auch die Zufriedenheit der internen Kunden, im europäischen Vergleich sind es ebenfalls 52 Prozent.

Bei der Frage nach den Metriken hebt Gartner einen Punkt besonders heraus, und das sind IT-bezogene Risiken. 20 Prozent der Deutschen halten IT-Related Risk Levels für ein wichtiges Kriterium der IT Performance. In Gesamteuropa sind es mit 32 Prozent deutlich mehr. Diese neue Risiko-Kategorie darf in einer digitalisierten Welt nicht unterschätzt werden, mahnen die Analysten.

Cloud und Mobile nicht ganz vorne

Weiter hat Gartner CIOs nach ihren Prioritäten befragt. Auch hier zeigen sich deutsche Besonderheiten. So lesen sich die Top drei in der Bundesrepublik wie folgt: ERP, Infrastruktur und Rechenzentrum, Business Intelligence/Analytics. Im Europa-Vergleich sind die Plätze eins und drei "vertauscht".

Worauf Gartner aber hinauswill, ist die Platzierung von Cloud und Mobile. Diese folgen in Gesamteuropa auf den Rängen vier und fünf. In Deutschland nehmen sie nur Platz sieben (Mobile) und neun (Cloud) ein.

Deutsches Sicherheitsbedürfnis

Sicherheit steht für deutsche IT-Verantwortliche auf Platz vier. Die anderen europäischen Befragten sehen das Thema auf dem neunten Rang. All diese Angaben zusammen genommen, kommt Gartner zu der Bezeichnung konservativ für deutsche CIOs.

Ein anderes Ergebnis der Studie bezieht sich auf die Kontakte, die IT-Chefs pflegen. Für Gartner ist das Teil der Arbeitseinstellung von CIOs - es geht um den Blick auf die IT als Kostenorientiert oder Wertorientiert. Die Analysten verlangen viel von CIOs: Sie wollen sie in einer Rolle des Visionärs oder mindestens Change Makers sehen.

Zu wenig Kontakte zum Business

Die Berater haben erfragt, wieviel Zeit die IT-Entscheider im neuen Jahr mit Business-Managern verbringen wollen. Nur nach den Zahlen zu urteilen, werden deutsche CIOs 39 Prozent für solche Kontakte aufbringen, ihre europäischen Kollegen 44 Prozent. Hier müssten Deutsche dazulernen, so Gartner.

Deutlicher noch ist ein weiteres Ergebnis: 87 Prozent der Deutschen äußern sich selbstkritisch über ihren Führungsstil. Sie trauen sich die von Gartner geforderte visionäre Vorbildfunktion nicht zu. Unter den anderen europäischen Befragten trauen sich das 76 Prozent nicht zu. Hier müssten alle IT-Chefs an sich arbeiten, so die Studienautoren.