Gartner ruft das Real Time Enterprise aus

13.02.2003
Auf dem diesjährigen Gartner Symposium in Cannes stand das "Real Time Enterprise" im Mittelpunkt. Die Beschleunigung der Kernprozesse ist das Ziel dieser Idee, die sich laut Gartner weitgehend mit vorhandener Technik realisieren lässt.

CANNES (COMPUTERWOCHE) - Auf dem diesjährigen Gartner Symposium in Cannes stand das "Real Time Enterprise" im Mittelpunkt der Präsentationen. Die Beschleunigung der Kernprozesse bis hin zum "Echtzeitunternehmen" ist das Ziel dieser Idee, die IT- und Business-Interessen wieder annähern könnte. Solche agilen Unternehmen lassen sich laut Gartner weitgehend mit vorhandener Technik realisieren.

"Ich will die CD jetzt hören, sofort", ruft Mark Raskino in den Saal. "Wenn ich etwas im Web bestelle, habe ich keine Lust, drei Wochen darauf zu warten. Wenn Company A nicht sofort liefern kann, gehe ich eben zu Firma B." Ähnlich halten es, so der Gartner Research Director, nicht nur Privatkunden. Unternehmen seien ebenfalls immer weniger bereit, auf Produkte und Services zu warten. "Alles muss schnell gehen. Wir leben in einer Jetzt-Wirtschaft." Neben Preis und Qualität eines Produktes werde die Zeit zum Wettbewerbsfaktor. "In den westlichen Industrienationen ist Zeit wesentlicher knapper als Geld, deshalb zahlen Leute dafür, wenn sie etwas besonders schnell bekommen", versucht Raskino die Notwendigkeit für das Real Time Enterprise (RTE) zu erklären.

Kurzer Prozess

Das Ziel eines RTE lautet: Prozesszeit verkürzen. In einem Echtzeitunternehmen folgen idealerweise Bestellung und Auslieferung eines Produktes unmittelbar aufeinander. In fast allen Prozessen, erklärt Raskino, steckten überflüssige Zeitpolster. Dabei geht es Gartner nicht so sehr um die Zeit, die benötigt wird, um einzelne Arbeitsschritte zu erledigen, sonden um jene, die zwischen einem Input und der Reaktion darauf vergeht: Wie lange dauert es beispielsweise, bis auf eine Beschwerde mit einer den Kunden zufrieden stellenden Lösung reagiert wird? Gartners offizielle Definition lautet: Das Real Time Enterprise konkurriert, indem es aktuelle Informationen nutzt, um Verzögerungen im Management und der Ausführung seiner kritischen Geschäftsprozesse immer weiter zu reduzieren.

Ein weiteres Argument für die Beschleunigung von Prozessen - gerade in Zeiten von Enron und Worldcom - ist die Forderung nach immer größerer Transparenz der Unternehmen. Auf die Informationsbedürfnisse von Aktionären, Analysten, Presse und Aufsichtsbehörden gilt es, sofort zu reagieren. "Wer Wochen braucht, um die finanzielle Situation seines Unternehmens zu analysieren, setzt sich heute dem starken Verdacht aus, Zahlen zu manipulieren", erklärt Raskino. Außerdem ist ein Unternehmen umso effizienter, je schneller es falsche Abläufe und langsame Prozesse behebt.