US-Marktforscher prognostiziert Ankündigung neuer IBM-Prozessoren:

Gartner-Prognose: IBM-Sierra Modelle in l984

01.06.1984

MÜNCHEN(ha) - Obwohl viele Marktbeobachter nach dem 308X-X-Announcement die neue "Sierra" -Serie der IBM nicht vor 1985 erwarten, vertritt die amerikanische Gartner Group nach wie vor die Auffassung, daß Big Blue den Prozessorkomplex noch in diesem Jahr vorstellen werde. Außerdem sagen die Marktforscher aus Stamford/Connecticut noch in 1984 eine Double-Density-Variante des 3380-Großraumplattenspeichers voraus. Zusammen mit ihrem deutschen Kooperationspartner, der Düsseldorfer Unternehmensberatung Ludwig Hagen & Partner. analysierte die Gartner-Mannschaft letzt auf ihrer "European Conference" in München "IBM-Trends im Mainframemarkt".

Für die Stamforder Big-Blue-Analysten scheint festzustehen, daß die IBM ihren Sierra-Reigen mit einer 29-Mips-Maschine (Codename "Morgan") eröffnen wird. Dieser "Tryadic"-Prozessor wird nach den Worten von Richard E. Imershein, Corporate Vice President Research der Gartner-Gruppe, voraussichtlich im dritten oder vierten Quartal dieses Jahres angekündigt und erstmalig im zweiten Quartal 1985 ausgeliefert. Das Announcement weiterer vier Modelle der neuen "S"-Serie erwartet Imershein frühestens im zweiten, spätestens aber im vierten Quartal nächsten Jahres.

Nach dem Morgan-Debüt werde IBM nach den Worten des Gartner-Vize eine 6,5-Mips- (S1- "Creston"), eine 14-Mips- (S2- "Lago") und eine 44-Mips-Version (S5-"Buckhorn") im Markt plazieren. Bei den Modellen S1 und S2 handele es sich um Uni-Prozessoren, die S3 basiere auf einem dyadischen Rechenwerk, während die S5 auf einem "Dual Tryadic"-Prozessor aufgebaut sei. Alle Maschinentypen werden nach Angaben der US-Marktforscher von Extended Architectur (XA) unterstützt und arbeiten auch im Kanalprogramm mit virtueller Adressierung.

Etwas gewagt erscheinen in Anbetracht der immer undurchsichtiger werdenden Announcement-Politik der IBM die Gartner-Prognosen bezüglich einer Sierra-Nachfolgeserie. So wollen die Stamforder Experten wissen, daß Big Blue gegen Ende 1987 mit Maschinen (Codename "Summit" = SMT) zwischen 12 und 71 Mips aufwarte. Der erste von insgesamt fünf Prozessoren (SMT 4) erreiche eine Leistung von 47 Mips und werde spätestens im dritten Quartal 1988 ausgeliefert. Mit weiteren Summit-Ankündigungen könne der Benutzer gegen Ende 1988, spätestens aber im vierten Quartal 1989 rechnen. Die Modelle SMT 1 (12 Mips), SMT 2 (22 Mips), SMT 3 (32 Mips) oder SMT 5 (71 Mips) seien indes frühestens im dritten Quartal 1989, spätestens aber Anfang 1990 verfügbar.

Glaubt man der Gartner-Mannschaft, geht es auch im Bereich der 4300-Serie weiter. Die US-Analysten rechnen 1986 mit der Ankündigung einer 4381 "D", die als Dyadic-Version der 4381 Modell 2 eine Leistung von 4,9 Mips erreichen soll. Die luftgekühlte Maschine soll überwiegend auf den Betriebssystemen MVS/SP und MVS/XA ablauffähig sein. Hinter diesem Announcement stehe die Absicht der IBM, im Midrange-Bereich weiterhin in Richtung niedrigerer Hardwarekosten, höherer Performance und größerer Funktionalität zu marschieren. Als interessanteste Mikrocomputer-Ankündigung des Marktführers könne sich in den nächsten Jahren laut Gartner eine 370-Workstation erweisen, mit deren Vorstellung 1987 zu rechnen sei. Dieser Supermikro werde über eine Leistung von mehr als 2 Mips verfügen und somit die derzeit angebotenen 4341-Prozessoren überholen.

Zunächst soll aber eine Double-Density-Variante der 3380-Dünnfilmplattenspeicher das IBM-Mainframe-Angebot attraktiver machen. Gartner erwartet die Ankündigung dieses High-Performance-Produktes noch in diesem Jahr. Mit einer Kapazität von 1,95 bis 2,6 Gigabyte pro Spindel könnten sich die Systeme nach dem 3380-Erfolg erneut als marktdominierend erweisen.