Gartner-Konferenz ITxpo 2007: Dramatische Veränderungen am Arbeitsplatz

12.11.2007

Die IT braucht eine anwenderzentrierte Sicht

Unternehmen stehen in einer globalisierten Welt immer seltener allein. In einem Netz gegenseitiger Abhängigkeiten sind sie häufig Teil eines Eco-Systems, dem sie dienen und von dem sie profitieren. Die Verbindung mit den einzelnen Knoten dieser Systeme wird deshalb immer lebensnotwendiger. Bereits 2009, so die Gartner-Annahme, werden 60 Prozent aller neuen Collaboration-bezogenen IT-Projekte in der Lage sein, Lieferanten, Partner und Mitarbeiter von Kunden nahtlos mit einzubeziehen. 2004 war das erst in zehn Prozent der Projekte der Fall.

Die Unternehmens-IT muss künftig damit rechnen, dass Endanwender verstärkt Werkzeuge nutzen, die im Web kostenfrei oder zu sehr geringen Kosten angeboten werden. Sie sind "gut genug", brauchen keine Investitionsfreigabe und verschwinden wieder, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Basecamps Projektplanungs-Tool sei ein Beispiel für solche Werkzeuge. Gartner sieht bereits Anzeichen dafür, dass sich IT-Anbieter auf dieses nutzenorientierte und fast spontane Kaufverhalten von Endanwendern einzurichten beginnen. Software as a Service sei ebenfalls eine Reaktion auf das veränderte Käuferverhalten.

Die bisherige technisch-zentrierte Perspektive der IT-Abteilungen wird laut Gartner einer anwenderzentrierten Sicht weichen müssen, die die Bedürfnisse der Endbenutzer in den Mittelpunkt stellt. "Ihre Endanwender werden Anwendungsmodelle fordern, die sie aus der Endverbraucherwelt kennen. Sie wollen flexible Modelle für die Heimarbeit, Podcasting von Meetings, Ankündigungen und Trainings", prophezeit Austin. "Deshalb sollten sie Community- und Collaboration-Technologien in ihren Unternehmen testen. Vielleicht können Ansätze wie Facebook auch in Firmen funktionieren."

Allerdings sollten sich Unternehmen darüber im Klaren sein, welche Technologie-Investitionen welche Geschäftsziele unterstützen. Klassischerweise konzentrieren sich heutige IT-Investments auf den Betrieb und die Bereiche Produktivitätssteigerung und Kostensenkung. Den größten Gewinn haben Unternehmen aber, wenn sie Technologie einsetzen, um die Effizienz kognitiver Arbeiten zu verbessern oder ihr Unternehmen zu transformieren. Austin forderte die IT-Verantwortlichen auf, sich auf die Unterstützung von Nicht-Routine-Arbeiten zu konzentrieren, wenn sie für ihre Unternehmen einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil erreichen wollen.

Um herausfinden zu können, welche Bedürfnisse ihr jeweiliges Unternehmen habe, empfiehlt Austin den IT-Chefs einen kleinen Test, der klar mache, ob die Organisation einen eher hierarchischen Ansatz (Direktoren-Kultur) oder einen kollaborativen Ansatz (Leader-Kultur) verfolgt. (siehe Grafik Assess Culture) Je stärker letztere verankert sei, desto mehr Sinn ergebe es, intellektuelle Aufgaben intensiver zu unterstützen. Allerdings setze eine Konzentration auf diese Aufgaben voraus, dass sowohl Betrieb als auch die produktivitäts- und kostenverbessernden Massnahmen bereits ergriffen worden sind.