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Gartner: Europa stutzt seine IT-Budgets

05.11.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Rund 40 Prozent von rund 350 durch Gartner befragten europäischen Großunternehmen werden ihre IT-Budgets in den kommenden zwölf Monaten senken. Auf der anderen Seite planten immerhin 30 Prozent höhere Ausgaben, berichtet das "Wall Street Journal". Die Ergebnisse der Erhebung fallen damit schlechter aus als die einer parallelen Umfrage des "CIO Magazine" in den USA. Dort gaben 35 Prozent der Unternehmen zu Protokoll, sie würden ihre IT-Ausgaben steigern; 23 Prozent rechneten mit einer Senkung (Computerwoche online berichtete).

Die den Gartner-Zahlen zugrunde liegende Befragung fand zwischen Juni und August und damit noch vor den Terroranschlägen vom 11. September statt. Bei den meisten Teilnehmern wurde allerdings nochmals nachgehakt, bevor die Studie heute in Cannes der Öffentlichkeit präsentiert wird. Lediglich vier Prozent der erneut Befragten gaben an, sie würden ihre Pläne nach den US-Attentaten ändern.

"Die Industrie kommt nicht vor Mitte 2003 aus der gegenwärtigen Investitionsflaute heraus", erklärte Peter Sondergaard, Gartners Vice President Research in Europa, in einem Interview. Das Institut kommt damit zu ähnlichen Ergebnissen wie jüngst Credit Suisse First Boston (CSFB). Deren Analysten kamen zu dem Schluss, der Abschwung der IT-Unternehmensausgaben könne in Europa aufgrund des geregelteren Arbeitsmarktes deutlicher ausfallen als in den USA. Anders als die Amerikaner mit ihrer "Hire-and-Fire"-Mentalität versuchten Firmen auf dem alten Kontinent eher bei Marketing und IT zu sparen als Mitarbeiter zu entlassen. James Woodhuysen, Professor für Innovation (so was gibt‘s!) an der De Montford University im englischen Leicester fürchtet, dass so manches Unternehmen dabei zu weit geht. Einige US-Vordenker seien stattdessen schon zu der Einsicht gelangt, nun sei die richtige Zeit zu investieren und damit "der Kurve voraus zu sein."

Gartner ermittelte, dass die europäischen Unternehmen am ehesten an ihrer Hardware sparen, vor allem bei der PC- und TK-Ausstattung. Dies bestätigt CSFB mit der Feststellung, in jeder US-Rezessionsphase seit 1970 sei die Nachfrage nach PC- und Telekommunikations-Equipment stärker gesunken als das Bruttoinlandsprodukt. Sondergaard erwartet nun, dass die Hälfte der bekannten Namen aus der TK-Ausrüsterbranche in den kommenden drei Jahren verschwindet. Ferner rechnet er im PC-Markt über die Fusion von HP und Compaq hinaus mit weiteren ähnlichen Konsolidierungs-Deals.