Gartner entdeckt den Trend zu Web 2.0

14.08.2006
Der diesjährige "Hype Cycle for Emerging Technologies" nennt außerdem Real World Web und Service-orientierte Architekturen als wichtigste Trendthemen.
Gartner Hype Cycle 2006
Gartner Hype Cycle 2006

Die Analysten von Gartner ordnen jedes Jahr neue IT-Entwicklungen entlang ihrem Hype Cycle ein, einer Kurve, auf der abzulesen ist, ob sich eine Technik auf dem Gipfel der "hohen Erwartungen", im anschließenden Tal der "Desillusionierung" oder bereits auf der Ebene der "Produktivität" befindet. Zugleich schätzen die Experten den Zeitraum ab, den eine Technik ihrer Meinung nach noch bis zu einer weitverbreiteten Nutzung benötigen wird.

Neue Formen des Content-Bezugs

In seiner diesjährigen Hype- Cycle-Auflage nennt Gartner an erster Stelle der Trendthemen das Web 2.0. Hierunter bündelt man diverse leichtgewichtige Internet-Techniken, neue Formen der Content-Erstellung und des Informationsaustauschs sowie neue Geschäftsmodelle in diesem Bereich. Typische Technikvertreter, die einen großen Einfluss auf Web 2.0 haben und bereits in weniger als zwei Jahren marktreif sein sollen, sind den Analysten zufolge Social Network Analysis (SNA) und Ajax. Unter SNA versteht Gartner neue Formen der Kommunikation und Informationsbeschaffung, wie sie sich zum Beispiel schon mit Weblogs, Wikis oder Corporate Blogs etabliert haben. Da es hier um die Nutzung zahlreicher Datenquellen und damit zwangsläufig um die Sammlung großer Datenmengen geht, sind sowohl geeignete Mining- als auch Analyseverfahren gefragt, mit denen Anwender aus dem kaum noch überschaubaren Angebot die für sie relevanten Informationen herausfiltern können. Ein Geschäftsmodell dahinter könnte sein, dass Unternehmen solche Kommunikationsnetze beobachten, bislang nicht bekannte Marktbedürfnisse identifizieren und entsprechend reagieren.

Bei Ajax (Asynchronous Javascript and XML) handelt es sich um eine Basistechnik für das Web 2.0. Es dient der Entwicklung dynamischer und schneller Browser-Anwendungen, die in ihrem Komfort und ihrer Usability den klassischen Desktop-Anwendungen bereits sehr nahe kommen. Gartner ist vom Erfolg dieser Client-seitigen Programmiertechnik überzeugt und würde diesen noch höher einstufen, wenn sich entsprechende Entwicklungsverfahren auch auf dem Server etablieren.

Die zweite Kategorie der Trendthemen, das Real World Web, hob Gartner schon in seinem Hype Cycle 2005 hervor. Hier geht es um die Verknüpfung des Web-Potenzials mit realen standortbezogenen Applikationen. Als Anwendungsbeispiele nennen die Analysten die Steuerung von Außendienstmitarbeitern, das Flotten-Management und die Warenlogistik. Seinen technischen Ausdruck findet dieser Bereich etwa im Global Positioning System (GPS) mit seinen Varianten, in Navigationsgeräten oder im WLAN-Equipment. Dieser Markt befindet sich laut Gartner noch in einer frühen Adaptionsphase.

Das Thema Service-orientierte Architekturen (SOA) wird die Unternehmen laut Gartner ebenfalls nachhaltig beschäftigen. Als Technikvertreter für SOAs werden ereignisgesteuerte (Event-driven) und modellgetriebene (Model-driven) Architekturen (EDAs und MDAs) genannt. Beide haben auf der Hype-Kurve den Gipfel der "übertriebenen Erwartungen" noch vor sich und werden bis zur verbreiteten produktiven Nutzung fünf bis zehn Jahre brauchen. Unter einer EDA verstehen die Analysten eine Softwarelandschaft, in der Programmfunktionen gekapselt vorliegen und sich zu Geschäftsobjekten oder Anwendungskomponenten verknüpfen lassen. Ihr Aufruf erfolgt über Message-Trigger und kann von anderen Applikationskomponenten, Adaptern oder Softwareagenten ausgelöst werden.

Mit der Model-driven Architecture mahnt Gartner die Unternehmen erneut, sich mit einem lange verfügbaren Standard der Object Management Group (OMG) zu beschäftigen. Denn in Zeiten der Serviceorientierung sei es wichtig, Geschäftsmodelle mit ihren Funktionen, Regeln und Rollen anhand von Modellierungsstandards wie der Unified Modeling Language (UML) zu entwerfen. (ue)