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Gartner: CIOs müssen schneller Ergebnisse liefern

09.11.2005
Der CIO heutiger Prägung steht unter Druck. Um seine Existenz langfristig zu sichern, muss er seine Rolle neu definieren und schneller Ergebnisse liefern, fordert das Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner.

"Rapid Results - faster RoI". Unter dieses Motto stellte Gartner sein jährliches Symposium ITxpo in Cannes. Damit trage man den gewandelten Anforderungen der IT-Verantwortlichen Rechnung, erklärte Gartner-CEO Gene Hall in seiner Eröffnungsrede: "Die meisten CIOs wollen einen Return on Investment für ihre Projekte in weniger als 18 Monaten erreichen."

Das habe eine aktuelle Umfrage ergeben. Der rasante technische Wandel zwinge die IT-Manager, ihre Vorhaben schneller durchzusetzen. Hinter der Zielvorgabe steckten aber auch Existenzängste: 67 Prozent der Befragten sahen ihren Job als gefährdet an.

Eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu rascheren Ergebnissen liege in den noch immer weit verbreiteten Legacy-Anwendungen, so Hall. Die zum Teil mehr als 20 Jahre alten Systeme komplett auszutauschen, gilt als teuer und zeitaufwändig. Deshalb schreckten die meisten Unternehmen vor dieser Aufgabe zurück.

Praxiserfahrungen zeigten, dass der vielbeschworene Big Bang oft gar nicht nötig sei. Einigen IT-Shops sei es gelungen, stufenweise neue Funktionen zu erstellen und auf diese Weise die unflexiblen Altanwendungen allmählich abzulösen.

Gartner-Analyst Tom Bittman nannte weitere Hürden: "Viele Unternehmen haben eine IT-Bürokratie aufgebaut, die alles andere als effizient ist." Innerhalb großer IT-Abteilungen seien Mauern entstanden, die eine Zusammenarbeit behinderten. Gleiches gelte für das Verhältnis von Fachabteilungen zur IT-Organisation.

Mehr Agilität und Flexibilität forderte sein Kollege Brian Gammage aber auch von den Herstellern. Die starren Software-Lizenzmodelle zeigten, dass sich die Industrie noch nicht ausreichend auf neue Techniken wie Multicore-CPUs oder Virtualisierung eingestellt habe.

Um die aktuellen Probleme zu lösen und sich für die Zukunft zu rüsten, müssen CIOs eine Reihe strategischer Fragen beantworten, erläuterte Gartner-Experte Andy Kyte. Zunächst gelte es, die Rolle der IT-Organisation im Unternehmen klar zu definieren. Soll sie lediglich als "Enabler" dienen oder direkt zum Geschäftserfolg beitragen?

Ersteres entspräche der traditionellen Auffassung, wonach die IT die benötigten Systeme zu möglichst niedrigen Kosten zur Verfügung stellt. "Neun von zehn IT-Organisationen spielen heute eine Enabling-Rolle", so Kyte. Die bessere Alternative ist aus seiner Sicht eine Organisation, die Innovationen vorantreibt und so den Geschäftserfolg steigert. Sie setze sich zusätzliche Ziele wie die Erhöhung der Kundenzufriedenheit oder die Reduzierung des Lagerbestands.

Neben solchen grundsätzlichen Erwägungen sieht Gartner IT-Verantwortliche vor weiteren strategischen Entscheidungen. Dazu gehört die Frage, wann unternehmensfremde Client-Systeme auf das eigene Netz zugreifen dürfen. Eine strikte Blokadepolitik, wie sie die Unternehmen in den vergangenen Jahren verfolgten, sei heute nicht mehr sinnvoll, argumentiert Kyte. Effizienz und Motivation der Nutzer könnten darunter leiden.

Die damit entstehenden zusätzlichen Sicherheitsrisiken sollten Unternehmen in Kauf nehmen und entsprechende Strategien entwickeln. Neue Möglichkeiten der Virtualisierung erleichterten die Einbindung externer Rechner erheblich. So ließen sich beispielsweise private und geschäftliche Partitionen auf einem Mitarbeiter-PC via Software- oder Hardwarevirtualisierung einrichten.

In Sachen Enterprise-Anwendungen propagierten die Gartner-Analysten einmal mehr den Aufbau einer komponenten-basierenden Business Process Platform. Sie soll die existierenden ERP- und sonstigen Anwendungspakete ersetzen und mehr Flexibilität bei der Veränderung von Geschäftsprozessen bringen. Service-orientierte Architekturen und Web-Services bilden die technische Basis für diesen Ansatz. Unternehmen müssten sich entscheiden, ob sie diesen Weg aggressiv, selektiv oder konservativ beschreiten wollen, empfahl Kyte. (wh)

Hinweis: Einen separaten Beitrag zu Gartners Ratschlägen in puncto Sourcing finden Sie hier.