Gartner: CIOs geben Business Intelligence höchste Priorität

09.02.2006
Die Analysten prognostizieren einen Anstieg der BI-Ausgaben und der weltweiten Lizenzverkäufe. Zugleich mahnen sie Unternehmen, sich endlich systematisch mit BI zu beschäftigen, um nicht ihre die geschäftliche Grundlage aufs Spiel zu setzen. Zumindest Konzerne scheinen dies verstanden zu haben.

Software und Strategien für Business Intelligence (BI) werden von Unternehmen zusehends als vitaler Bestandteil ihres Geschäfts betrachtet. So präsentierten jetzt die Marktforscher von Gartner auf ihrem Business Intelligence Summit in London die Ergebnisse einer Umfrage unter 1400 Chief Information Officers (CIOs), wonach die Mehrheit von ihnen dem Einsatz von BI-Technik in diesem Jahr die höchste Priorität einräumt.

Damit verbunden sei eine Aufstockung des BI-Budgets um durchschnittlich 4,9 Prozent. Zudem gehen die Analysten davon aus, dass in den nächsten Jahren auch die weltweiten Lizenzumsätze mit BI-Software insgesamt weiter steigen werden. Diese würden bis 2009 sich um durchschnittlich 7,8 Prozent pro Jahr erhöhen. Für 2006 wird ein Umsatzvolumen von 2,5 Milliarden Dollar erwartet. Das wäre sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Unterschiedliche Interessen

Das große Interesse an BI und gestiegene Budgets dürfen laut Frank Buytendijk, Research Vice President bei Gartner, aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in vielen Unternehmen eine konsistente und von allen Anwendern verstandene BI-Strategie fehlt. So wollten CIOs vor allem eine Infrastruktur schaffen, die Organisation und das Geschäftsmodell unterstützen.

Finanzvorstände verlangten hingegen Instrumente und Funktionen zur Unternehmenssteuerung. Fachabteilungen interessierten sich in erster Linie für analytische Anwendungen, die ihnen bei ihrer täglichen Arbeit helfen. Die Folgen sind die seit langem bemängelten Insellösungen, die wenig Transparenz in unternehmensweite Zusammenhänge bringen und zusehends als Kostentreiber gelten.

Unternehmen, die künftig ihre Informationen nicht organisieren und bewerten können, setzen laut Buytendijk ihre Existenz aufs Spiel. Es sei unumgänglich, BI-Lösungen künftig systematischer einzuführen und bestehende Anwendungen aus ihrem Silo-Dasein zu befreien. Dies könne aber nur mit Hilfe einer durchgängigen BI-Infrastruktur geschehen, sagte Buytendijk gegenüber der COMPUTERWOCHE. Dabei entstünden relativ hohe Einmalkosten, um die vorhandene Infrastruktur aufzuräumen beziehungsweise auszubauen. Doch nur so ließen sich auf Dauer Kosten senken und Systeme konsolidieren.

Kritik an purer RoI-Denke

Eine Berechnung des unmittelbaren Return on Investment (RoI) einer BI-Infrastruktur hält Buytendijk für sinnlos, weil es keine Alternativen gebe. So sei beispielsweise die Einführung eines Data Warehouse als zentrale Datenbasis für BI aus Sicht eines RoI zunächst fast immer negativ. Eine Amortisation der Kosten könnte sich frühestens einstellen, wenn das Data Warehouse mindestens vier Abteilungslösungen, die als Data Marts implementiert werden, ersetze oder verhindere.

Der entscheidende Punkt sei aber, dass so eine Datenbasis Teil der BI-Infrastruktur und ihrer Prozesse ist und schlicht notwendig ist, um wirtschaftlich Erfolg zu haben: "Unternehmen müssen die Informationsverwaltung endlich als ebenso fundamental betrachten wie die Steuerung ihrer Geldflüsse und den Betrieb eines lokalen Netzwerks."

Competence Center entstehen

Mit der Schaffung der technischen Grundlage für BI-Anwendungen ist es allerdings nicht getan. Es muss auch eine passende Organisation aufgebaut werden, die dafür sorgt, dass künftig alle BI-Aktivitäten koordiniert und gemäß der Strategie angegangen werden. Gartner hatte für diese Vermittler- und Kontrollfunktionen bereits vor einiger Zeit den Aufbau von "Business Intelligence Comptence Centern" postuliert. Doch erst jetzt würde sich dieser Ansatz langsam durchsetzen, sagte Buytendijk.

So habe eine kürzlich eine diesbezügliche Umfrage bei Großunternehmen in den USA und Europa gezeigt, dass immerhin 20 Prozent bereits ein solches Competence Center etabliert haben. Diese Steuerstellen seien zu 30 Prozent der IT und zu 70 Prozent dem CFO unterstellt. Auf Europa bezogen hätten sogar 22 Prozent aller befragten Konzerne entsprechende Teams im Einsatz, 72 Prozent seien mit ihrem Aufbau beschäftigt. "Dies ist wirklich ein Trend geworden: die Infrastruktur ist etabliert, die Tools sind vorhanden, jetzt kann mit der Organisation begonnen werden." (as)