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Für 2,9 Milliarden Euro

Garmin gibt auf - TomTom bekommt Tele Atlas

16.11.2007
Es ist vollbracht: Der Kartenanbieter Tele Atlas wird wie erwartet von TomTom übernommen. US-Rivale Garmin zieht sich zurück.

Der Navigationsgeräte-Hersteller TomTom hat den wochenlangen Bieterwettstreit um den Straßenkarten-Produzenten Tele Atlas gewonnen. Der amerikanische TomTom-Rivale Garmin zog am Freitag sein Angebot für Tele Atlas zurück. TomTom würde sich damit für knapp drei Milliarden Euro eine Schlüsselposition im boomenden Navigationsmarkt sichern: Der zweite bedeutende Anbieter digitaler Straßenkarten, Navteq, wird derzeit vom weltgrößten Handy-Hersteller Nokia übernommen.

Der niederländische TomTom-Konzern hatte sich bereits mehr als ein Viertel der Anteile an Tele Atlas gesichert. Das Tele-Atlas-Management hatte seinen Aktionären das höhere TomTom-Angebot von 30 Euro je Aktie zur Annahme empfohlen. Die nachgebesserte TomTom-Offerte bewertet Tele Atlas mit rund 2,9 Milliarden Euro. Die Aktionäre beider Unternehmen müssen noch zustimmen. Der Segen der Wettbewerbshüter steht ebenfalls aus. Das Geschäft mit elektronischen Landkarten und Navigationsgeräten zum Beispiel für Unternehmen, in Autos und im Sport ist hart umkämpft und gilt als lukrativer Zukunftsmarkt.

Aktien der ebenfalls niederländischen Tele Atlas fielen nach Bekanntwerden des Rückzugs von Garmin aus dem Bieterwettstreit deutlich. Am frühen Freitagnachmittag lagen sie um knapp zehn Prozent unter dem Vortagesschluss bei 29,16 Euro. Titel von TomTom legten im Gegenzug kräftig um knapp elf Prozent auf 61,50 Euro zu. Garmin-Aktien schossen im vorbörslichen US-Handel um 20 Prozent in die Höhe. Garmin hatte für Tele Atlas 24,50 Euro je Aktie zahlen wollen.

Statt einer kostspieligen höheren Offerte für Tele Atlas verlängerte Garmin nun einen bestehenden Vertrag mit dem amerikanischen Digitalkarten-Produzenten Navteq, einem Konkurrenten von Tele Atlas. Die neue Vereinbarung laufe nun bis zum Jahr 2015 und beinhalte eine Option zur Verlängerung um weitere vier Jahre. Nokia zahlt für Navteq knapp sechs Milliarden Euro.

Die digitalen Straßenkarten sind sozusagen der Rohstoff für die Hersteller von Navigationsgeräten. Sie müssen diese wichtigen Daten entweder über möglichst langfristige Verträge einkaufen oder selbst produzieren. TomTom und Nokia haben künftig mit Tele Atlas und Navteq jeweils einen Kartenanbieter im eigenen Haus. Garmin mit Sitz auf den Cayman Islands ist bei seinem Vertrag mit Navteq letztlich vom Konkurrenten Nokia abhängig.

Die vier TomTom-Gründer, die zusammen 57 Prozent der Anteile halten, signalisierten bereits ihre Zustimmung zu dem Geschäft. TomTom sicherte Tele Atlas zudem weitreichende Eigenständigkeit nach der Übernahme zu. So soll auch verhindert werden, dass bei Tele Atlas andere Navi-Hersteller als Kunden abspringen. (dpa/ajf)