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Fußballfreund und fairer Kritiker

12.02.2003
Von Rolf Schwirz
Seinen Führungsstil beschreibt Rolf Schwirz (43) mit „fair“. Blitzschnelle Auffassungsgabe und ein sehr genauer, bisweilen kritischer Blick auf Details zeichnen den bekennenden Fuß-ballfan und Familienmenschen ebenfalls aus - sagen Kollegen und Mitarbeiter.

Es gibt einen Platz, an dem man ihn mit Sicherheit alle vierzehn Tage antrifft: Im Münchner Olympia-Stadion, Haupttribüne Mitte. Trotz aller Verpflichtungen und Hektik, die das Leben als Geschäftsführer eines Softwarehauses mit sich bringt, lässt sich Schwirz kaum ein Heimspiel des FC Bayern München entgehen. Die Tagesform der Leistungsträger und die Aussichten der Bayern in der Bundesliga oder in der Champions League gehören zu seinen Lieblingsthemen. Hier vertritt Schwirz seine Meinung offensiv. Widerspruch duldet er keinen, wenn es um den FC Bayern geht.

Das ist in der deutschen Niederlassung von Oracle anders, als deren Geschäftsführer er für die beruflichen Geschicke von 1750 Mitarbeitern und etliche hundert Milllionen Euro Umsatz verant-wortlich ist. Natürlich entscheidet er letztlich wo’s lang geht, aber wenn man sich umhört, gilt Schwirz als dialogorientiert und fair.

Reform im Vertrieb

Diese Eigenschaften dürften dem früheren Siemens-Mann vor allem in zwei schwierigen Situationen geholfen haben. Nach seinem Amtsantritt als Oracle-Geschäftsführer im Juni 2001 baute er den Vertrieb von Oracle komplett um. Der studierte Betriebswirt und langjährige Vertriebsprofi straffte den Großkundenvertrieb und schaffte, woran viele Manager in ähnlichen Positionen scheitern: Das Key-Account-Management und der Partner-Vertrieb mussten sich nach der Schwirz-Reform nicht mehr gegenseitig die Butter vom Brot nehmen, sondern konnten durch einen Kunstgriff plötzlich Hand in Hand arbeiten. Schloss früher ein Partner ein Geschäft ab, das eigentlich zu groß für ihn war, folgte der Ärger mit den Key-Accountern prompt. Heute zieht der Großkundenvertrieb solche Geschäfte zwar auch an sich, aber Schwirz sorgte dafür, dass der Partner daran beteiligt wird.

Verhandlungen mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern im Consulting-Bereich von Oracle Deutschland über eine freiwillige Verkürzung der Arbeitszeit waren die zweite große Bewährungsprobe für Dialogfähigkeit, Fairness, aber auch Durchsetzungsvermögen. Letzteres dürfte sich Schwirz allerdings spätestens in seiner aktiven Sportlaufbahn als Handballer angeeignet haben.

Mit seiner Buchempfehlung „Der Putzmann und der Manager“ von Patrick Lencioni versucht Schwirz, der eher nüchtern und pragmatisch wirkt und nur selten über persönliche Dinge spricht, auf seine Manager-Ideale aufmerksam zu machen: persönlicher Mut, Einsatzbereitschaft für das Unternehmen und Vertrauen in Mitarbeiter sind ihm wichtige Orientierungspunkte.

Dass er durchaus ehrgeizig ist, beschreibt der in Mettmann bei Düsseldorf geborene Schwirz mit seinem Lebensmotto: „Nur wollen heißt gewinnen.“

Zur Person

Gestartet hat Schwirz seine Karriere 1983 in der IT-Abteilung der Flachglas AG in Gelsenkirchen. Schon nach einem Jahr wechselte er zu Siemens. Im November 1997 ging er als Vertriebsverantwortlicher zu Oracle. Auf die Frage, was er als Kind hat werden wollen, ant-wortet er: Pilot. Aber nicht irgendeiner, sondern eine Boeing-747 wollte er schon damals fliegen.