EU kritisiert Joint-Venture-Pläne mit EMI

Fusion zwischen AOL und Time Warner gefährdet

22.09.2000
MÜNCHEN (CW) - In einer vorläufigen Stellungnahme lehnt die EU-Wettbewerbskommission die Fusion zwischen America Online (AOL) und Time Warner ab. Grund dafür ist ein von Time Warner darüber hinaus geplantes Joint Venture mit EMI zum weltweit größten Musikproduzenten.

Im Oktober wollen die Brüsseler Wettbewerbshüter über die bereits im Januar angekündigte Fusion zwischen AOL und Time Warner entscheiden - nach dem jetzt bekannt gewordenen Vorabpapier sieht es dafür jedoch eher schlecht aus. Kritik übt die Kartellbehörde vor allem an den Absichten Time Warners, zusammen mit der britischen EMI Group ein Joint Venture zu gründen, das als 20 Milliarden Dollar schwerer Konzern nicht nur zum weltweit größten Musikproduzenten aufsteigen würde, sondern auch noch die Online-Distribution dieser Branche dominieren könnte.

Verfahrensbeobachter sind deshalb der Meinung, dass den europäischen Behörden ein klares Signal der Unternehmen etwa in Form einer Absage des EMI-Deals ausreichen könnte, um der Fusion zwischen AOL und Time Warner zuzustimmen.

Etwas schwieriger sieht die Situation dagegen in den USA aus, wo der Merger von der Federal Trade Commission (FTC) in Washington ebenfalls geprüft wird. Hier fürchtet man zudem die Kontrolle des Konzerns über den Internet-Zugang in manchen US-Städten. Schließlich erreicht Time Warner mit seinen Hochleistungsnetzen rund 20 Prozent des Landes, während AOL weltweit 138 Millionen Anwender für seine Instant-Messaging-Dienste registriert hat. Der Forderung der FTC, beide Unternehmen müssten bezüglich ihrer kombinierten Marktmacht Auflagen akzeptieren, haben Time Warner und AOL inzwischen ihre Zustimmung signalisiert. Auch in Brüssel wird erwartet, dass sie in Kürze mit neuen Zugeständnissen die Bedenken der Behörde ausräumen.