Fusion-Konzept soll Weg zum virtuellen Netz ebnen Cisco streckt seine Fuehler in den Internetworking-Markt aus

25.03.1994

MUENCHEN (gh) - Router-Marktfuehrer Cisco Systems hat, wie eine Reihe anderer namhafter Hersteller auch, eine mehrstufige Migrationsstrategie in Sachen Internetworking angekuendigt. "Cisco Fusion" soll, wie Vertreter der kalifornischen Networking-Company vor der Presse erlaeuterten, einen Bauplan fuer die Kopplung routerbasierter Netze mit immer wichtiger werdenden Techniken wie ATM, LAN-Switches und "virtuellen LANs" bilden.

Neue Begriffe und Technikvisionen wie "LAN-Switching" oder "Nextgeneration Hubs" haben Hochkonjunktur (vgl. "Superhubs: Erste Kosten- und Nutzenanalyse laesst Fragen offen" und "Schneller, teurer und komplizierter" in CW Nr. 10 vom 11. Maerz 1994, Seite 37) - eine Entwicklung sich auch in diversen Firmenaufkaeufen und technischen Allianzen der letzten Monate widerspiegelt. So etwa die Uebernahme von Synernetics durch 3Com oder die angekuendigten Kooperationen zwischen Wellfleet und Atlantec beziehungsweise IBM und Chipcom sowie Proteon und Kalpana. Hintergrund der zum Teil hektisch vollzogenen Mergers ist ein Trend, der sich schon seit geraumer Zeit im Internetworking-Markt abzeichnet: Die traditionellen Grenzen und damit auch die Claims einzelner Anbieter im Business mit Routern, Bridges und Hubs drohen zu verschwinden und in einer kuenftigen virtuellen High-speed- Internetworking-Architektur aufzugehen.

Weg vom Image der reinen Router-Company

"Cisco sieht sich nicht laenger nur als Router-Hersteller", formulierte Philippe Brawerman, Vice-President Cisco Systems Europe, den Anspruch seines Unternehmens, kuenftig mehr als nur der ewige Marktfuehrer in einem begrenzten, wenn auch lukrativen Marktsegment zu sein. Schlechte Geschaefte haben die Kalifornier in den letzten Jahren in der Tat nicht gemacht. Das Geschaeftsjahr 1994 soll jedenfalls mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Dollar (Vorjahr: 650 Millionen Dollar) abgeschlossen werden - "ein schoener Tod", wie Brawerman sueffisant hinzufuegte, darauf abzielend, dass vereinzelte Experten schon das Ende traditioneller Router-Companies wie Cisco prophezeiten.

Basis der neuen Internetworking-Ausrichtung von Cisco ist das Fusion-Konzept, das Anwendern eine mittelfristige Migrationshilfe bieten soll, um kuenftig alle Anforderungen einer modernen Netztopologie - vom dedizierten Ethernet-Anschluss bis zur ATM- Schnittstelle - bei gleichzeitigem Investitionsschutz erfuellen zu koennen. Zu den Produkten, die Cisco rund um die Fusion-Architektur anbietet, zaehlen unter anderem ein ATM-Interface fuer die Router- Familie "7000" sowie ein zusammen mit NEC entwickelter ATM-Switch. Beide Komponenten bilden zusammen die nach Angaben der Kalifornier erste Komplettloesung fuer einen ATM-LAN-Backbone und erfuellen die Hauptanforderung zukuenftiger Netze: Unterschiedliche Bandbreite zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten. Der ATM-Switch unterstuetzt dabei bis zu 16 ATM-Interfaces mit je 155 Mbit/s und kann mit beliebigen Workgroup- oder WAN-Schnittstellenkarten bestueckt werden.

Darueber hinaus will der Router-Marktfuehrer mit einem voraussichtlich ab Mai verfuegbaren Silicon-Switch-Prozessor die Leistung seiner 7000er-Serie mehr als vedoppeln - sprich: die maximal moegliche Uebertragungsrate von 110000 auf ueber 250000 Datenpakete/s erhoehen.

Zudem hat Cisco mit dem Router "7010" ein Einstiegsmodell fuer das "High-end-Routing" vorgestellt, das nach Herstellerangaben Preisguenstigkeit mit hoher Schnittstellen-Bandbreite vereinigt. Die drei frei konfigurierbaren Interface-Slots des in einer Grundkonfiguration zu einem Preis ab 25000 Mark erhaeltlichen Routers unterstuetzen bis zu 18 LAN- beziehungsweise 24 WAN- Schnittstellen.