Im heimischen Markt bereits Anteile gewonnen

Fujitsu will im PC-Geschaeft nicht nur in Japan Spitze sein

23.02.1996

Obwohl sich Fujitsu zu Japans groesstem und der Welt zweitgroesstem Computerhersteller gemausert hat, agierte die Company, wie es die "Financial Times" ausdrueckte, "uninspiriert" im PC-Geschaeft. Doch diese Zeit scheint vorbei.

Vor zwei Jahren stellte das Fujitsu-Management die Weichen, um das Unternehmen an die Spitze der PC-Anbieter zu fuehren. Als erstes gaben die Japaner ihre proprietaere PC-Architektur zugunsten des IBM-kompatiblen Formats auf und eroeffneten sich so den Weg zu den guenstigen Standardkomponenten.

Als naechstes startete Fujitsu 1995 im japanischen PC-Markt eine Preisoffensive, die die amerikanischen Marktforscher von Dataquest als den "Fujitsu-Schock" bezeichnen, vergleichbar dem weltweiten "Compaq-Preisschock" von 1993.

Ausserdem wurde den heimischen Kaeufern - erstmals im Land der aufgehenden Sonne - PCs kombiniert mit Softwarepaketen angeboten. Die Kunden konnten sich Programme fuer Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Spiele sowie Zugangsberechtigungen zum Internet oder dem Fujitsu-eigenen Netzwerk "Nifty-Serve" vorinstallieren lassen.

Gleichzeitig investierte das Management erheblich in die Ausweitung von Fertigungskapazitaeten und die Zahl der Vertriebskanaele. Beide verdreifachten sich im vergangenen Jahr. Desgleichen der Ausstoss an PCs: Konnten 1994 in Japan rund 310 000 Geraete verkauft werden, so lag laut Dataquest diese Zahl im Jahr darauf bei ueber einer Million.

Diese Massnahmen zeigten bereits 1995 ihre Wirkung. Lag die Firma 1994 unter den Verkaeufern in Japan noch auf Rang vier, so setzte sie Dataquest im Jahr darauf bereits auf Rang zwei. Der Marktanteil der Fujitsu-PCs stieg im gleichen Zeitraum von 9,3 Prozent auf 18,3 Prozent. Gleichzeitig, so die Dataquest-Forscher, verlor Japans Haupt-PC-Lieferant NEC gehoerig an Einfluss und konnte 1995 nur mehr 40 Prozent aller PCs liefern. Diese Zahl dementiert das NEC-Management allerdings entschieden: Nach wie vor liege der Marktanteil in Japan bei ueber 50 Prozent.

Der Pferdefuss dieser Expansion liegt allerdings in der schmalen Gewinnspanne. Fujitsu verkauft die PCs derzeit zu einem Preis, der gerade die Kosten deckt. Noch nicht enthalten sind in dieser Kalkulation, wie die "Financial Times" erfahren hat, die Summen, die in die Etablierung des PC-Geschaefts investiert wurden. Das Unternehmen benoetig auf Dauer eine Bruttogewinnspanne von mindestens 20 Prozent, soll das PC-Business auf gesunden Beinen stehen (vgl. Seite 55).

Fujitsu versucht dies mit einer nochmaligen Verdoppelung von Produktionskapazitaeten und Verkaufsstellen zu erreichen. Dabei haben die Japaner auch neue Absatzgebiete im Visier. 1996 soll erstmals der US-Markt mit PCs beliefert werden, der von vielen als der haerteste der Welt bezeichnet wird.

Fuer die Marktbereitung in Europa scheint das Unternehmen durch Firmenakquisitionen bestens geruestet. Nachdem die Japaner 1990 fuer rund 742 Millionen Pfund 84 Prozent an der britischen ICL erwarben, verleibte es sich im vergangenen Sommer die deutsche Aquarius Robotron Systems GmbH (ASI Computer) ein. Damit erwarben die Japaner zusaetzliche Verkaufskanaele und Fertigungskapazitaeten.

ASI ist seit 1996 fuer den Vertrieb der "ICL Volume Products" in Deutschland zustaendig und stellte nun die neue Produktpalette vor (siehe Kasten). Ausserdem tragen die Deutschen die europaweite Vertriebsverantwortung fuer die Consumer-PCs "Trend-PC/ TV", "Indiana" und "ASI Inline Desktop", die alle im Werk Soemmerda gefertigt werden.

Die ASI-Produktpalette 1996

- Trend-PC/TV im "All-in-one"-Gehaeuse mit Pentium-CPU (100 Megahertz), 256 KB Cache-Speicher, 16 MB bis 128 MB RAM, Quad- Speed-CD-ROM, Festplatte mit 1 GB, 17-Zoll-Monitor mit TV- Funktionalitaet, Video- und Soundsystem, ISDN-Adapter sowie Windows 95 und Lotus Smartsuite.

- "TBird Desktop P100" mit Pentium-CPU (100 Megahertz), 256 KB Cache, 8 MB bis 128 MB RAM, Quad-Speed-CD-ROM, Festplatte mit 850 MB, Grafikadapter und Soundkarte, Windows 95 und Lotus Smartsuite.

- "Indiana M1612" mit Pentium-CPU (166 Megahertz), 256 KB Cache, 16 bis 128 MB RAM, CD-ROM mit sechsfacher Geschwindigkeit, Grafikadapter und Soundkarte, Windows 95 und Lotus Smartsuite.

- "Inline-D P133" mit Pentium-CPU (133 Megahertz), 256 KB Cache, 16 bis 128 MB RAM, 1-GB-Festplatte, optisches/CD-ROM PD-1, Streamer, Video-Adapter und Windows 95.

- "Megaline P166" mit Pentium-CPU (166 Megahertz), 256 KB Cache, 16 bis 128 MB RAM, Festplatte mit 1,6 GB, Quad-speed-CD-ROM, Video-Adapter und Windows 95.

- "Ergopro 660/150" mit Pentium Pro (150 Megahertz), 32 bis 128 MB RAM, CD-ROM mit sechsfacher Geschwindigkeit, 2-GB-Festplatte, Audio- und Videokarte und Windows NT 3.51 WS.

- "Ergopro x451/166" mit Pentium (166 Megahertz), 256 KB Cache, 16 bis 128 MB RAM, CD-ROM mit sechsfacher Geschwindigkeit, Video- und Audiokarte sowie Windows 95.

- "Team-Server C530i" mit Pentium (100 Megahertz), 256 KB Cache, 32 bis 128 MB RAM, CD-ROM-Laufwerk, 2-GB-Festplatte, PCI-Ethernet- Karte, Videoadapter und Novell Netware 4.1.

- "Team-Server H532i" mit zwei Pentiums (100 Megahertz), 512 KB Cache je CPU, 32 bis 768 MB RAM, CD-ROM-Laufwerk, Festplatte mit 2 GB, Netzwerkkarte, Videoadapter sowie die Software "Easypack".