Software-orientierte Architekturen

Fujitsu verteidigt SOA-Konzepte

21.04.2009
Von Stefan Ueberhorst

SOA-Services oft zu komplex für Wiederverwendung

Auf der Geschäftsebene geben nur grob granulare Services mit umfangreichen Funktionen Sinn, die für den Anwender relevant und handhabbar sein müssen. Ihn interessiert beim Anlegen neuer Kundendaten beispielsweise nicht, welche Detailfunktionen dabei zu berücksichtigen sind, ob die Namen mit beliebigen Zeichen geschrieben werden können, die EU-Richtlinien eingehalten sind etc. Das ist alles vorausgesetzt und muss automatisiert ablaufen. Insofern sind die Services in der Regel zu komplex für einen hohen Grad an Wiederverwendung. Sie kann besser auf einer Ebene unterhalb von SOA stattfinden, da sich bestimmte Bausteine bei der Implementierung eines Service öfter nutzen lassen.

Wiederverwendung wird auch dann zum Thema, wenn man aufgrund von Fusionen oder neuen Verfahren Änderungen in den Geschäftsprozessen vornehmen muss. Dann ist es nicht notwendig, den ganzen Prozess neu aufzusetzen, sondern einzelne Services lassen sich in die neuen Prozesse "mitnehmen". Hier werden auch Kosten eingespart, so der Fujitsu-Experte, allerdings als Wechsel auf die Zukunft und nicht im Moment der Implementierung einer SOA. Insofern solle man eigentlich eher von Weiter- statt von Wiederverwendung sprechen.

SOA-Mehrwert liegt in der Analyse

Es ist also kein Wunder, dass die Ernüchterung über SOA viel damit zu tun hat, dass die erhoffte Wiederverwendung der Services und damit auch die innerhalb der IT prognostizierte Kostensenkung weitgehend ausgeblieben sind. Hier sollte man laut Westermaier jedoch nicht den entscheidenden Mehrwert der neuen Architektur suchen. Dieser liege vielmehr darin, dass jedem vernünftigen SOA-Projekt die Analyse und kritische Bewertung der bestehenden Geschäftsprozesse vorausgeht, und zwar vollkommen getrennt von der IT. Dann würden sich sehr schnell die wirklichen Optimierungspotenziale des Konzepts zeigen, da erst der Blick "von oben" ein klares Bild über Sinn und Unsinn eingefahrener Abläufe, die nicht mehr hinterfragt wurden, ergibt. In einem nächsten Schritt werden dann die verbesserten Prozesse in der IT abgebildet. Das Ergebnis seien geschäftsorientierte Anwendungslandschaften, die auf Services basieren, die nicht von der IT, sondern von den Notwendigkeiten des Business vorgegeben, also fachlich begründet sind. Nur so seien Services effektive Bausteine zur Modellierung und Orchestrierung.

Dabei muss und kann man nicht alles neu erfinden. Vielmehr kommt es darauf an, vorhandene Applikationen, die sich bewährt haben und hohe Investitionen repräsentieren, im Sinn der neuen Architektur weiterzunutzen. Oft sind das Kernanwendungen, die wichtige Prozesse eines Unternehmens oder einer Behörde unterstützen. In der aktuellen Diskussion wird diese Art von Wieder- beziehungsweise Weiterverwendung im Rahmen eines SOA-Konzepts oft vernachlässigt, so die Erfahrung von Westermaier.

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