Nach Siemens-Ausstieg

Fujitsu Siemens will weiter Computer für Privatkunden bauen

13.11.2008
Der Computer-Hersteller Fujitsu Siemens will auch nach der Komplettübernahme durch den japanischen Fujitsu-Konzern Geräte für Privatkunden anbieten.

"Endverbraucher werden weiterhin adressiert", sagte Technologie-Chef Joseph Reger der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Billiggeräte werden sie von uns aber immer seltener sehen, dafür mehr Computer mit gehobener Ausstattung und Services." Das könne etwa ein Rundum-Sorglos-Paket sein mit Datensicherung und Updates. Siemens hatte kürzlich den Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen erklärt.

An einem Netbook (hier: FSCs Amilo Mini) kann ein Hersteller kaum etwas verdienen.
An einem Netbook (hier: FSCs Amilo Mini) kann ein Hersteller kaum etwas verdienen.
Foto: FSC

Auf Preisschlachten vor allem mit asiatischen Konkurrenten will sich Fujitsu Siemens nicht einlassen. "Marktanteile werden gekauft", sagte Reger. An den gerade besonders beliebten Mini-Notebooks - den sogenannten Netbooks - lasse sich beispielsweise kaum etwas verdienen. Insbesondere durch diese Geräteklasse hatte der taiwanische Konkurrent Acer den bisherigen europäischen Marktführer Fujitsu Siemens von der Spitzenposition verdrängt. Jetzt ist nach Daten des Marktforschungsunternehmens Gartner auch noch der US-Rivale Hewlett-Packard (HP) vorbeigezogen. "Die Position wird schwieriger", räumte Reger ein. Alternativen zum eingeschlagenen Weg sieht er aber keine: "Wir geben Marktanteile ab, um Profitabilität zu bekommen."

Damit wird das Privatkundengeschäft für Fujitsu Siemens weiter an Bedeutung verlieren. Noch steuert es knapp 20 Prozent zum Umsatz bei. Eine Quote von nur noch zehn Prozent nannte Reger "möglich". "Wir werden uns auf das Infrastruktur-Geschäft ausrichten." Damit sind komplexe Dienstleistungen für Geschäftskunden gemeint, etwa die Wartung der Rechner oder die individuelle Ausstattung mit Software. "Wir müssen uns den Markterfordernissen anpassen. Das hat nichts mit der Komplettübernahme durch Fujitsu zu tun."

Siemens verkauft seinen Anteil von 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen für 450 Millionen Euro an Fujitsu. Von April an wird Fujitsu Siemens als Regionalgesellschaft des japanischen Konzerns geführt und verliert auch den deutschen Namenszusatz. Mit Blick auf Spekulationen um Stellenstreichungen sagte Reger: "Es wird Anpassungen geben." Er betonte aber zugleich: "Es ist mitnichten so, dass wir nur über Arbeitsplatzabbau reden. Es wird auch neue Stellen geben."

Fujitsu überträgt seiner Tochter im Zuge der Komplettübernahme die Entwicklung von Großrechnern. Auf diesem Gebiet hatte sich Fujitsu Siemens in den vergangenen Jahren profiliert und dabei auch dem Mutterkonzern zugeliefert. "Wir haben schon 40 japanische Ingenieure bei uns in Augsburg, das werden jetzt vermutlich noch mehr." In Augsburg liegt das Stammwerk von Fujitsu-Siemens, eine zweite Produktionsstätte ist im thüringischen Sömmerda. Für beide Standorte hatte Fujitsu eine Bestandsgarantie abgegeben. Gut 6000 der 10.000 Fujitsu-Siemens-Mitarbeiter arbeiten in Deutschland. (dpa/tc)