64-Wege-System als Mainframe-Alternative

Fujitsu-Siemens hofft auf Sparc-Server unter Solaris

29.10.1999
MÜNCHEN (wh) - Mit einer Rechnerfamilie auf Basis von Sparc-kompatiblen Risc-Prozessoren unter Sun Solaris will Fujitsu-Siemens seine Position im hart umkämpften Markt für Unix-Server stärken. Die älteren "RM"-Server unter Reliant Unix sollen noch bis zum Jahr 2002 weiterentwickelt werden.

Die Zukunft bei Fujitsu-Siemens heißt IA 64 und Sun Solaris. Diese Marschroute hatte die Computersparte von Siemens schon vor der Fusion mit Fujitsu in Europa verkündet. Doch die Intel-Prozessoren lassen bekanntlich auf sich warten. Mit den Mips-basierten RM-Servern unter Reliant Unix konnten die Münchner den Konkurrenten Sun und Hewlett-Packard (HP) im oberen Leistungsspektrum nichts Gleichwertiges entgegensetzen.

Nach dem Zusammengehen mit Fujitsu hat sich die Situation geändert. Die Japaner besitzen über die Tochter Hal Computers Lizenzrechte zum Bau der Sparc-kompatiblen "Sparc-64"-Prozessoren. Diese bilden den Kern der Server-Familie GP7000F, die Fujitsu in Japan fertigt und dort bereits vermarktet. Fujitsu-Siemens bietet diese Rechner ab sofort in Europa an.

Die Modelle "200" (zwei Prozessoren), "400" (vier Prozessoren) und "600" (acht Prozessoren) sind ab sofort verfügbar. High-end-Server mit 32 Prozessoren (Modell "1000") und bis zu 64 CPUs (Modell "2000") liefert das Joint-venture ab dem zweiten Quartal 2000 aus. Ende nächsten Jahres soll ein 128-Wege-System verfügbar sein.

Für die Topmodelle verspricht Fujitsu-Siemens Eigenschaften, die sonst nur in Großrechnern anzutreffen sind: In einer Cluster-Konfiguration würden die Systeme etwa eine Verfügbarkeit von 99,999 Prozent erreichen. Dies entspräche einer jährlichen Ausfallzeit (einschließlich geplanter Unterbrechungen) von fünf Minuten. Über das "flexible Domänenkonzept" lassen sich die GP7000F-Maschinen in mehrere voneinander unabhängige Partitionen aufteilen, auf denen jeweils eine eigene Betriebssystem-Kopie läuft. Diese Funktion ist vor allem bei Projekten zur Server-Konsolidierung von Nutzen.

Im Vergleich zum Konkurrenten Sun, der pikanterweise gleichzeitig Lizenzgeber für die Prozessoren und Betriebssystem-Lieferant ist, sieht sich Fujitsu-Siemens im Vorteil. Von der McNealy-Company unterscheide man sich insbesondere durch ein breites Spektrum an Integrations-Know-how und professionellen Dienstleistungen, erklärte Bernd Puschendorf, Sprecher der Geschäftsführung.

Fujitsu-Siemens verfolgt mit der neuen Server-Familie ehrgeizige Ziele in einem hart umkämpften Markt. In Europa wolle man zunächst um den zweiten Platz im Segment Unix-Server kämpfen, so Joseph Reger, Leiter Strategisches Marketing. Nach IDC-Berechnungen liegt Fujitsu-Siemens hier gemessen am Umsatz hinter HP und Sun.

An dem Bekenntnis zu IA 64 unter Solaris ändere sich trotz der jüngsten Ankündigungen nichts, erklärte Reger. Erste Server auf Basis der 64-Bit-CPUs von Intel werde Fujitsu-Siemens voraussichtlich Anfang des Jahres 2001 liefern können.

Die RM-Server unter Reliant Unix würden noch bis zum Jahr 2002 weiterentwickelt und bis zum Jahr 2008 unterstützt, so Reger. RM-Anwendern, die ihre Server konsolidieren wollen, empfiehlt der Manager eine Migration auf die 32- oder 64-Wege-Systeme unter Solaris.