Europa 1992 lockt immer mehr japanische Elektronikfirmen an:

Fujitsu baut Chip-Fabrik in England

21.04.1989

TOKIO (CW) - Auch Fujitsu zieht es nach Europa. Der japanische Elektronikkonzern, sechstgrößter Halbleiterproduzent der Welt, will eine Chip-Fabrik auf den britischen Inseln errichten. Geplanter Standort: Newton Aycliffe im Nordosten von England.

Die Diskussionen um den europäischen Binnenmarkt 1992 verursachen bei immer mehr japanischen Elektronikkonzernen eine Aufbruchstimmung in Richtung Westen. Nachdem Toshiba unlängst angekündigt hatte, eine Laptop-Fabrik in der Bundesrepublik zu errichten, gab nun Fujitsu Pläne für eine HalbleiterFertigungsstätte in Großbritannien bekannt. Als Grund wurde Furcht vor verstärktem Protektionismus in der Europäischen Gemeinschaft ab 1992 genannt.

Die Chip-Fabrik, die auf einem 45 Hektar großen Gelände gebaut werden soll, lassen sich die Japaner rund 670 Millionen Dollar kosten. Knapp ein Zehntel der Kosten will allerdings die britische Regierung tragen. Dafür wird Fujitsu bis 1994 an die 1500 Mitarbeiter in Newton Aycliffe beschäftigen. Bereits Mitte 1990 soll ein Bauabschnitt fertiggestellt sein, noch gegen Ende 1990 will Fujitsu mit der Produktion beginnen. Gefertigt werden sollen neben 1- und 4-Megabit-Chips auch kundenspezifische ICs.

Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, man habe bereits seit vergangenem Jahr nach einem geeigneten Standort in Großbritannien gesucht. Die Entscheidung sei schließlich für Newton Aycliffe gefallen, weil es dort hochqualifizierte Arbeitskräfte, besonders Ingenieure, gebe. Auch die Qualität des Wassers, die bei der Halbleiter-Produktion eine große Rolle spiele, sei ausgezeichnet.

Hoch erfreut nahm die britische Regierung die Fujitsu-Entscheidung zur Kenntnis. Da Großbritannien in der Mikroelektronik den Anschluß verpaßt hat, hofft Handelsminister Tony Newton nun durch die Japaner auf bessere Zeiten. Dies scheint nicht unmöglich, denn vor Fujitsu hatte sich bereits NEC mit einem Chip-Werk vor einigen Jahren auf der Insel niedergelassen.