Für jeden das passende SAP-Frontend

16.03.2006
Von Thorsten Bingmann

Das Programmiermodell

Die grundsätzliche Idee hinter einer Portalinfrastruktur geht nur auf, wenn das User Interface einem festen Schema beziehungsweise einer einheitlichen Struktur folgt. Deshalb wurden mit der portal-basierenden Benutzerführung das auf Schemata basierende Design des User Interface (Pattern-based Design) und das neue Programmiermodell Web Dynpro eingeführt. Aus der Namensgleichheit zu Dynpro sollte jedoch kein falscher Schluss gezogen werden. Beide Programmiermodelle haben wenig miteinander gemein. Während im traditionellen Modell die Ablaufsteuerung verteilt zwischen einem Dynpro und dem zugehörigen User-Command-Modul erfolgt, bedient sich Web Dynpro des aus der Objektorientierung stammenden MVC -Konzepts (Model View Controller. Die Präsentationsschicht und Business-Logik werden folglich separiert, und Anwendungen, die auf Java/J2EE und auf Abap oder künftig Web-Services-Standards basieren, erhalten eine einheitliche Darstellungsschicht.

Web Dynpro stellt in der Grundausrichtung ein GUI-Framework dar und zieht zwischen dem genutzten Server-seitigen Scripting (JSP) und den Taglibs-Bibliotheken (zum JSP-Aufruf) eine Zwischenschicht. Bekannte Techniken wie Javascript verhindern, dass es aufgrund der dynamischen Informationsversorgung zu flackernden Bildschirmseiten kommt - wie es etwa beim Einsatz des ITS (Internet Transaction Server) für den Web-Zugang von R/3 noch der Fall ist.

Web Dynpro wie auch das Enterprise Portal sind im Unterschied zu dem bisherigen Vorgehen der SAP nicht als Erweiterungen des Abap-Stacks ausgelegt, sondern folgen dem Konzept des "Netweaver Application Server".

Das Portal als Standard

In SAP-zentrischen Umgebungen ist es empfehlenswert, das Netweaver Portal sukzessive als Standard zu etablieren. Dabei profitieren vor allem Gelegenheitsnutzer und weniger versierte Fachanwender von dem grundsätzlich einfacheren Umgang. Wer die Verlängerung von SAP-Transaktionen in das Web mit Hilfe des ITS oder des WebGUI realisiert hat, sollte sich intensiv mit der Frage der Migration auf eine neue, eher Web- und Internet-affine Umgebung auseinander setzen. Ansonsten läuft er über kurz oder lang Gefahr, die Komplexität seiner Betriebsumgebung ohne jeglichen Produktivitätsgewinn zu steigern.