Das Handling großer Informationsvolumina will durchdacht sein:

Für immer mehr Daten bleibt immer weniger Platz

07.10.1988

In vielen Rechenzentren frißt der zur Aufbewahrung von Datenträgern benötigte Raum die Quadratmeter wieder auf, die man durch platzsparende Hardware gewonnen hat. Wichtig ist, daß man möglichst wenig Luft lagert - und bei der Wahl des Speichermediums den besten Kompromiß findet aus schnellem Zugriff und hoher Lagerungsdichte. Einen Vergleich des Raumbedarfs stellt Ralf Pfeiffer an.

Investitionen in die entscheidenden Technologien von morgen nehmen immer stärkeren Einfluß auf den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen. Der Bedarf des Menschen an Informationen nimmt aufgrund des rasanten Innovationsschubes, den besonders der DV-Bereich verzeichnet, überproportional zu. Nicht nur im Produktionsbereich hat sich die Gewichtung der Tätigkeiten geändert: Routinevorgänge werden von Maschinen erledigt, der Mensch übernimmt immer mehr kreative Aufgaben.

Büroarbeit ist überwiegend Arbeit an und mit Informationen. Die Arbeit der Angestellten - Informationen empfangen auswerten, verdichten und weitergeben - wird nach wie vor am Schreibtisch verrichtet. An die Stelle des einfachen Schreibtischs ist ein Bildschirmarbeitsplatz oder gar ein "Technikcenter" mit mehreren Bildschirmeinheiten getreten. Papier wird als Informationsträger immer mehr durch magnetische Datenträger ersetzt.

Trotz aller Innovationen im Kommunikationsbereich wird das papierlose Büro aber vorerst ein Traum bleiben - für die einen ein Wunschtraum, für die anderen ein Alptraum. Der Umfang von Endlos-EDV-Listen in den Fachbereichen steigt ständig, und so wird in den Betrieben eine kontinuierlich wachsende Menge von Papier zu verarbeiten und zu ordnen, aber auch zu registrieren und zu lagern sein. Brancheninterne Schätzungen gehen davon aus, daß der Papierverbrauch in der Kommunikationsverarbeitung im Zeitraum von 1980 bis 1987 von 565 000 auf 940 000 Tonnen gestiegen ist.

Um mit diesem Anstieg fertigzuwerden, ist es mit dem Einsatz neuer Druckertechnologien allerdings nicht getan. Oder glaubt jemand, die "Informationsbereitstellung" sei nun menschengerechter gelöst, nur weil größere Mengen von Ausdrucken schneller am Arbeitsplatz landen? Auch das schnelle Wiederfinden der Information im Bedarfsfall - gleich ob auf Papier oder in magnetisierten Form - gehört zu einer ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung.

Es ist kein Zufall, daß deutsche DV-Einrichtungen, sowohl in bezug auf Organisierbarkeit als auch auf Funktion, zu den besten der Welt zählen. Wandelbarkeit und Anpassungsfähigkeit sind für fast alle deutschen Fabrikate bindendes Prinzip und werden von den großen DV-Einrichtern in nahezu perfekter Form realisiert. DV-Systemschränke, die zum Beispiel vor zehn Jahren für die Archivierung von Programm-Dokumentationen in Ordnern eingesetzt wurden, können heute ohne großen Aufwand durch wechselnde Inneneinrichtung auf andere Datenträger oder Formate umgerüstet werden.

Diese flexiblen Einrichtungssysteme und DV-Mappen haben handfeste wirtschaftliche Vorteile. Denn viel zu oft wird bei der DV-Programm-Dokumentation auf Papier nur das Investitionsvolumen der anzuschaffenden Mappen berücksichtigt, und zu selten werden die Einsparungen an Folgekosten in Mark und Pfennig überschlagen, insbesondere der Raumbedarf. Innerhalb der gesamten Verwaltung ist der DV-Bereich der teuerste Bereich, berechnet man die Kosten pro Kubikmeter Raum.

Auch künftig wird sich die Menge an Informationen, die sich auf einer bestimmten Fläche unterbringen läßt, deutlich erhöhen. Selbst dort, wo man an der Lagerung von Papier nicht vorbeikommt, sind drastische Platzeinsparungen möglich: Wer statt starrer Ordner flexible Programm-Mappen einsetzt, die sich der Füllstärke anpassen, kann die Lagerfläche um bis zu zwei Drittel reduzieren. Erst recht geht es im Massendaten-Bereich voran: Neue Datenträger mit höherer Speicherkapazität, wie etwa die magneto-optische Diskette, sind im Kommen.

Die nebenstehende Tabelle, die sich auf die Unterbringung der unterschiedlichen Datenträger in feuersicheren Datensafes des gleichen Typs bezieht, verdeutlicht das sprunghafte Anwachsen der Speicherdichte auf gleichem Raum.

Ein Datenvolumen, das bei Anwendung magneto-optischer 5 1/4-Zoll-Disketten in einem einzigen Safe unterzubringen ist, erfordert 22 Safes bei Bestückung mit 3480-Kassetten, 37 Safes bei 12-Zoll-Bildplatten, 98 Safes bei 10 1/2-Zoll-Magnetbändern oder fast 73 000 Safes, würde man alles ausgedruckt in Ordnern aufbewahren. Nebeneinandergestellt ergäben diese Datenschränke eine 90 Kilometer lange Safe-Straße - etwa die Strecke Dortmund-Düsseldorf entlang der Bundesstraße 1.

Für Großrechenzentren sind inzwischen robotergesteuerte Datenarchive auf dem Vormarsch. Diese Automationslösung garantiert den schnellen Datenzugriff und hilft dem Menschen, administrative Tätigkeiten abzubauen, benötigt aber ein effizientes Sicherheitskonzept. Es ist ein absolutes Muß, diese robotergesteuerten Datenträgerarchive in feuersicheren Datensicherungsräumen zu installieren.

Was bleibt, ist die notwendige Einsicht, daß nur die ganzheitliche Betrachtung der Informationsbereitstellung weiterhilft, zum einen unter dem Aspekt der raumökonomischen Aufbewahrung, verbunden mit einem leichten, schnellen Handling, zum anderen unter Berücksichtigung aller Sicherheitskriterien, um die Daten wirkungsvoll gegen Katastrophen zu schützen.

Außerdem muß schon bei der Planung die Frage geklärt werden, wer bei einem eventuellen Datenverlust für die Schäden haftbar gemacht werden könnte. Wenn der Datenverlust auf Fahrlässigkeit oder mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen zurückzuführen ist, kann, so der Computerrechtler Dr. Bernd Beier, das Unternehmen Schadenersatz vom Verursacher fordern.

Fest steht: Die Abhängigkeit der Unternehmen von der EDV-Dienstleistung wächst, und damit die absolute Notwendigkeit, über die Datenbestände jederzeit verfügen zu können. Sicherheitsexperten geben dem datenlosen Unternehmen nur sieben Tage bis zum Ruin: Ohne Daten keine Taten.