Für das Management ein komplizierter Taschenkalender:Die DV-Zentrale muß überwachbar sein

09.01.1981

FRANKFURT (CW) - Außer Sticheleien gegen IBM (". . . bekanntlich eine Vertriebs- und keine Technologiefirma") hatte Professor Dr. Joachim Niedereichholz auf der "Structo 80" in Frankfurt (CW 49) auch Lebenshilfe für DV-Manager zu bieten. Hier seine "Zehn Gebote zu ORG und DV":

1. Die Datenverarbeitung ist nur eines der möglichen Organisationsmittel - allerdings ein heute unabdingbares. Deshalb ist die ORG-Funktion im Unternehmen höher anzusiedeln als die DV-Funktion. Bei wirklich integriert arbeitender DV kann ORG und DV zusammengezogen werden - auch personell in der Leitungsfunktion.

2. DV-Zentren sind meist sehr unorganisch und unsystematisch gewachsen. Ab einer gewissen Größenordnung des Unternehmens muß ein unorganisches DV-Wachstum systematisch neu organisiert werden. Hierbei ist die DV-Funktion in der Unternehmenshierarchie weit oben anzusiedeln.

3. Die DV-Abteilung tendiert dazu, sich trutzburgartig abzuschotten und zu verschließen. Deshalb muß eine systematische Kommunikation mit den Fachabteilungen etabliert sein: Diese muß von höchster Vorstandsstelle überwacht werden.

4. Für die DV-Abteilung ist Schulung lebensnotwendig. Sie muß regelrecht dazu gezwungen werden, wenn der interne und externe Schulungsprozeß nicht richtig ablaufen sollte.

5. Die DV-Zentrale ist letzten Endes für das Management ein sehr komplizierter Taschenkalender und Tischrechner: Dieser muß möglichst nah greifbar und überwachbar sein. In großen Unternehmen muß die DV als Vorstandsbereich etabliert werden.

6. Das Management muß sich über die wesentlichen DV-Gegebenheiten schulen lassen, damit keine unmöglichen Wünsche an die DV herangetragen werden. Diese verursachen letzten Endes eine noch stärkere Abschottung.

7. Es muß der eindeutige Auftrag existieren, daß die DV innerhalb des Gesamtunternehmens als Service-Betrieb zu fungieren hat. Die DV kann sonst eventuell das ganze Unternehmen unerkennbar beherrschen, nach dem Motto: "Haben wir nicht, führen wir nicht, kriegen wir auch nicht rein."

8. In großen Unternehmen muß die DV alle paar Jahre auf moderne Arbeitsweise untersucht werden. Hierzu kann eine interne oder externe DV-Revision herangezogen werden.

9. Die Personalpolitik in DV-Abteilungen muß besonders geschickt betrieben werden: Gute EDV-Leiter sollten bessere Psychologen als Systemprogrammierer sein.

10. Ein Vorstandsmitglied, das das DV-lnstrument gut beherrscht, wird hierüber auch bald seine weniger DV-bewanderten Vorstandskollegen beherrschen können.