Mittelstandslösung aus Dänemark

Für Catalog International läuft das Deutschland-Geschäft gut an

13.10.2000
MÜNCHEN (CW) - Catalog International, dänischer Anbieter von B-to-B-Lösungen für den Mittelstand, zeigt sich mit der Entwicklung in den ersten neun Monaten am hiesigen Markt äußerst zufrieden. Der Umsatz der deutschen Tochter, die seit Beginn des Jahres mit drei Büros vertreten ist, liegt dem Hersteller zufolge deutlich über Plan.

Die Ausrichtung des 1995 in Dänemark gegründeten Unternehmens zeigte von vorneherein in Richtung E-Commerce. In den ersten vier Jahren konzentrierte sich Catalog International auf den Bereich Business-to-Consumer, bekam hier jedoch nicht so recht den Fuss auf den Boden - zumindest was den Aufbau einer internationalen Marke angeht. Auch die Zahlen ließen zu wünschen übrig, im Geschäftsjahr 1999 stieg der Umsatz gerademal von umgerechnet rund 2,9 Millionen Mark im Vorjahr auf 3,6 Millionen Mark. Auch die Verringerung des Nettoverlustes war nicht gerade überzeugend. Nach den minus 10,6 Millionen Mark im Fiskaljahr 1998 schloss Catalog das vergangene Jahr mit minus 9,8 Millionen Mark ab. Das Unternehmen zog Mitte vergangenen Jahres die Konsequenzen und krempelte im Zuge eines Management-Wechsels sowohl die Produkt- als auch die Vertriebsstrategie um. Man investierte nochmal kräftig in den verstärkten Aufbau einer Verkaufs- und Marketing-Truppe, gab die erfolglos gebliebene US-Niederlassung auf und verlagerte den geografischen Fokus auf den nordeuropäischen Raum. Gleichzeitig stellten die Dänen ihre gesamte Angebotspalette um. Sie wendeten sich ab vom Thema E-Commerce und hin zum E-Business zwischen Unternehmen.

Alter Kontinent soll zur Bastion ausgebaut werdenSeit Ende letzten Jahres verfügt das Softwareunternehmen nun über Büros in Schweden, Norwegen, den Niederlanden, England und Deutschland. Erklärtes Ziel ist es, zu einem der größten E-Business-Anbieter des Kontinents zu avancieren. Mit den Lösungen "Ideal Seller" und "Ideal Procurement" richtet sich Catalog International nun ausschließlich an mittelständische Unternehmenskunden - mit 50 bis 300 Millionen Mark Umsatz -, die indirekt über ein Netz von Partnerfirmen betreut werden.

Warum sich die Kunden gerade für die Catalog-Produkte entscheiden sollen, liegt für den Deutschland-Chef Tom Kollbach auf der Hand: "Catalog ist der einzige Anbieter von E-Business-Standardlösungen, der sowohl die Sell- als auch die Buy-Side für das E-Business anbietet." Firmen, die ihre elektronischen Geschäfte vielleicht zunächst nur zum Verkauf und erst später auch zum Einkauf (Procurement) nutzen wollen, haben seiner Meinung nach den Vorteil, dass sie nicht mit verschiedenen Architekturen arbeiten müssen. Die Vetriebsstrategie, den gesamten Verkauf, die Installation und die Betreuung über Dritte laufen zu lassen ist für Kollbach nicht unbedingt der lukrativste Weg, doch angesichts des Fachkräftemangels scheint es der derzeit realistischere. Nur der indirekte Weg ermöglicht seiner Meinung nach ein schnelles Wachstum. Für das nächste Geschäftsjahr peilt Catalog International immerhin einen Kundenstamm von 500 an und will schneller wachsen als der Markt, dessen Wachstumsrate derzeit auf rund 100 Prozent pro Jahr geschätzt wird. Soll die Rechnung aufgehen, muss man allerdings ausreichend Partner finden, die von dem System überzeugt sind und es in ihr Angebot aufnehmen.

Zumindest hierzulande liegt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 50 Prozent über Plan und sieht sich neben Konkurrenten wie Internolix oder Openshop gut positioniert. Rund zehn Partnerfirmen kann die Niederlassung vorweisen, die sich für den Vertrieb der dänischen Produkte entschieden haben - bis Ende des Jahres soll die Zahl auf mindestens 20 anwachsen. Dabei handelt es sich in erster Linie um klassische IT-Unternehmen wie die CAS AG, Rac Tech oder Ubis, die mit ihrem Know-how die Einrichtung der Catalog-Lösungen in bestehende Unternehmenssysteme bewältigen können. Zu den größeren Fischen, die das Unternehmen mit an Bord nehmen konnte, gehören der ERP-Spezialist Psipenta, der über 70 Mitarbeiter auf die Catalog-Systeme schulen ließ, sowie der niederländische Internet-Service-Provider World Online, der gleichzeitig Anteile an den Dänen erworben hatte und nun mit dem Gedanken spielt, die Lösung über Application-Service-Providing anzubieten. Gemeinsam mit den Partnern wurden außerdem Connectoren zu den gängigsten ERP-Systemen entwickelt (SAP, Baan, Navision, PSI, Damgaard Brain, Exact, Sage), die eine möglichst reibungslose Einführung der E-Business-Lösung fördern sollen. Jetzt wirbt Catalog International mit dem Versprechen, dass nach einer Analyse der Kunden-DV die Implementierung des Systems in 20 Tagen zu bewältigen ist.

Glaubt man den Beteuerungen von Kollbach, treffen die Produkte auf ein reges Interesse am Markt. Catalog International gilt angesichts der bisher nicht gerade berauschenden Zahlen als attraktiver Übernahmekandidat für die Konkurrenz. Bei einem entsprechenden Angebot wäre die Gefahr groß, dass die Anteilseigner ihr Investment gewinnbringend wieder veräußern. Zu den Anlegern gehört unter anderem die dänische Investmentgruppe Danish Venture Finance, die mit 40 Prozent den Löwenanteil hält. Weitere Beteiligungen kamen von der in Singapore ansässigen Vertex Technology Fund, der französischen Sofinnova Capital sowie der Schweizer ETF Group. Für Catalog bedeutet dies, den ins Auge gefassten Börsengang möglichst zügig anzugehen. Mit einer gerade beschlossenen Erweiterung des Aufsichtsrates werden die ersten Weichen in diese Richtung gestellt. Als wahrscheinlicher Zeitpunkt für das IPO wird das erste Quartal 2001 gehandelt.