Standardprozess statt RfP

Fünf Schritte zum schnellen Sourcing

14.12.2010
Von  und Oliver Bergius
Frank Bastian ist Partner bei der Information Services Group (ISG) Germany.

1. Die Sourcing-Strategie

Diese Phase enthält folgende Elemente:

Entwicklung der Sourcing-Strategie: Sie beginnt mit einer Potenzialbestimmung. Das Unternehmen sollte einschätzen, ob es grundsätzlich bereit für ein Outsourcing ist. Auch die angestrebten Ziele sollten einem realistischen Blick standhalten. Frühzeitig sollten Fragen nach dem Beweggrund geklärt werden: Will man primär die Stückkosten senken? Oder sollen Qualität und Innovationsfähigkeit verbessert werden? Danach werden die Risiken analysiert und die Fertigungstiefe definiert. Hier sollte das Unternehmen sich darauf einigen, welche Services es künftig intern abwickeln und welche es auslagern möchte. Entsprechend müssen dann die Serviceschnitte festgelegt werden. Das ist eine wichtige Aufgabe, denn ein an der falschen Stelle zertrennter Prozess kann später hohe Overhead-Kosten verursachen. Die Handlungsalternativen werden in Szenarien dargestellt. Bereits hier kann man sich an Leading Practices im Markt orientieren.

Service Requirements: Im nächsten Schritt wird untersucht, inwieweit das Unternehmen tatsächlich auf das Outsourcing vorbereitet ist. Bessere Voraussetzungen haben Unternehmen, die bereits IT-Dienste implementiert haben und bereits eine serviceorientiert arbeiten. Auch eine vorhandene Service-Steuerung erleichtert die Aufgabe. Der Reifegrad der Organisation lässt sich mit Hilfe von Checklisten ermitteln. Von diesen Bedingungen hängt ab, wie schnell der gesamte Sourcing-Prozess durchlaufen werden kann.

Markt- und Anbieter-Screening: Jetzt wird eruiert, ob die erforderlichen Leistungen am Markt erhältlich sind und welche Dienstleister in Frage kommen. Das können je nach Umfang der auszulagernden Leistungen große, internationale Tier-1-Provider oder eher europäisch (Tier 2) und lokal (Tier 3) operierende Anbieter sein. Zur Aufgabe zählt auch eine Stärken- und Schwächen-Analyse die Dienstleister. Die Bewertung hängt aber auch von den Outsourcing-Zielen ab: Braucht der Auftraggeber einen Anbieter von Commodity-Produkten zur Stückkostensenkung? Erwartet er das Management kompletter Servicepakete? Oder sucht er einen Partner, der mit innovativen Services die Basis für neue Geschäftsmodelle legt?

Marktvergleich und Szenariobewertung: Ein Benchmark stellt fest, welche Marktpreise für die auszulagernden Services realistisch sind. Auf dieser Grundlage entwickelt das Projektteam umsetzbare Ziele und bewertet die Szenarien. Sie enthalten auf mehrere Jahre gerechnete Business Cases zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die sowohl die Kosten für die externe Leistungserbringung als auch diejenigen für die Übergangsphase und das laufende Management der Outsourcing-Beziehung umfassen. Auf Basis dieser Daten trifft der Auftraggeber zum Abschluss der Strategiephase die Make-or-Buy-Entscheidung.