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Neulich in Guatemala

Frustrierte User "zwitschern" Banken die Meinung

22.05.2009
Von pte pte
Dass Banken twittern, muss man hinnehmen. Wenn frustrierte Kunden per Twitter kontern, kann das ins Auge gehen. In Mittelamerika ist jetzt ein Twitterer festgenommen worden, die Community ist sauer.

Spätestens in der Finanzkrise hat die Banken- und Managerwelt in ihrem Ansehen Schiffbruch erlitten. Während PR-Abteilungen und Marketingbüros einen deutlichen Kommunikationsbedarf wittern, um die Imageschäden zu korrigieren, nutzen Internet-User die Gelegenheit, um ihren Frust loszuwerden und Druck abzulassen. So besteht auf Portalen wie dem Microblogging-Dienst Twitter, den verschiedene Institute zur Verbreitung von 140 Zeichen kurzen Mitteilungen an ihre Abonnenten verwenden, die Möglichkeit zur Antwort und zum öffentlichen Dialog.

Ein Twitterer aus Guatemala Stadt hat seinem Ärger Luft gemacht und wurde wegen der "Verbreitung finanzieller Panik" verhaftet. In einer Nachricht bezeichnete er die Bank Banrural (bei Twitter) als korrupt und rief in einer "ersten Aktion" dazu auf, Geld von der Bank zu beheben, um sie "bankrott zu machen". Per Gesetz drohen ihm bis zu drei Jahre Haft sowie eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro. Die Twitter-Community hat mit weltweiten Protesten auf die Festnahme reagiert.

"Twitter ist bestimmt nicht der richtige Weg, um das Image von Banken aufzubessern", meint Unternehmensberaterin Anne M. Schüller von der gleichnamigen Beratungsgesellschaft im Gespräch mit pressetext. Der Blogging-Dienst sei eine momentane Modeerscheinung. Dabei sei noch nicht absehbar, ob sich das Portal überhaupt zu einem nachhaltigen Trend entwickelt. Den Medienmarktforschern von Nielsen zufolge bleibt die Kurznachrichtenplattform für die meisten Nutzer nur ein kurzfristiges Vergnügen. Rund 60 Prozent der User kehren der Seite bereits im Monat nach ihrer Registrierung wieder den Rücken.

Für Finanzinstitute sei Twitter schlichtweg nicht das optimale Medium. "Banken bieten erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen an. 140 Zeichen sind nicht ausreichend, um derart komplexe Themen zu kommunizieren", erklärt Schüller gegenüber pressetext. Dennoch versuchen namhafte Institute wie Goldman Sachs oder Wells Fargo, ihre Abonnenten mehrmals täglich per Kurznachricht auf den neuesten Stand zu bringen. In Zeiten der Wirtschaftskrise sei den Häusern zwar Engagement und der Wille zum Kundendialog zuzuschreiben. Dennoch muten die Twitter-Kanäle eher einem Verzweiflungsakt an. Während sich die Banken redlich bemühen, ihr angekratztes Image wieder gesund zu zwitschern, handeln sie sich vielmehr den Frust der User ein. Vorwürfe, Beschimpfungen und Anschuldigungen lassen sich in kurze Worte fassen, und bei Twitter erreichen die Nachrichten schließlich auch ihre Adressaten. (pte)