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Früherer Ceyoniq-Chef muss für sechs Jahre hinter Gitter

14.07.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ein Gericht in Bielefeld hat den ehemaligen Vorstandvorsitzenden der Ceyoniq AG, Thomas Wenzke (39), in der vergangenen Woche zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der Manager wurde des Betrugs in Tateinheit mit Urkundenfälschung in acht, des Kreditbetrugs in elf sowie der Bilanzfälschung in drei Fällen für schuldig befunden. Der ermittelnde Staatsanwalt Ralf Günther hatte eine siebenjährige Haftstrafe beantragt.

"Es war der tragische Schlusspunkt unter eine ostwestfälische Bilderbuchkarriere", zitiert die "Neue Westfälische" den Vorsitzenden Richter Wolfgang Korte. Wenzke hatte 1984 als Informatik-Student die Computer Equipment GmbH gegründet. 1998 ging die Firma an die Börse, nahm damit 70 Millionen Mark ein und firmierte um in Ceyoniq AG. Unter dem Druck von Banken und Aktionären habe die Firma "auf Wachstum ohne Sinn und Verstand" gesetzt, befand Korte.

Wenzke frisierte demnach die Bilanzen für die Jahre 1998 bis 2000 und verkaufte unter anderem Luftrechnungen über nicht existente Forderungen an die Hanseatische Investitionsbank. Dem Hamburger Geldinstitut entstand dadurch ein Schaden in Höhe von vier Millionen Euro. 1999 nahm Ceyoniq bei verschiedenen Banken zudem Kredite über gut 75 Millionen Euro auf. Davon gingen 46 Millionen verloren, haupsächlich der Deuschen Zentralgenossenschaftsbank und der Dresdner Bank.

Richter Korte hielt Wenzke zugute, er sei kein typischer Betrüger und habe sich auch nicht persönlich bereichert. Zudem hätten sich dem Ceyoniq-Chef die Banken förmlich aufgedrängt. Sein umfassendes Geständnis und seine bisherige Unbescholtenheit hätten sich strafmindernd ausgewirkt. Angesichts des exorbitant hohen Schadens und vieler um ihre Geld gebrachter Kleinanleger müsse das Urteil aber generalpräventiven Charakter haben. Neben Wenzke will Staatsanwalt Günther demnächst auch Anklage gegen dessen früheren Vorstandskollegen Hans-Jürgen Brintrup erheben. (tc)