Recruiting von IT-Security-Spezialisten

Frühe Bindung hilft

14.01.2013
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Anlaufpunkt Jobmesse

Um Studenten und Firmen zusammen zu bringen, veranstaltet das Institut einmal jährlich eine Jobmesse für IT-Sicherheitsspezialisten. Die findet im Mai oder Juni statt, zuletzt präsentierten sich 25 Firmen. Etwa 180 Studenten aus ganz Deutschland nahmen teil. "Das Standpersonal lockte mit Security-Aufgaben, zusätzlich standen dort Mitarbeiter aus den Fachabteilungen zum Fachsimpeln mit den Studierenden", berichtet Nuß. Interessante Praktika, vielleicht sogar im Ausland, hält sie für einen erfolgreichen Weg, um an Mitarbeiter von morgen zu kommen. Im Gegensatz zum secunet-Vorstand sieht sie schon einen deutlichen Unterschied zwischen speziell ausgebildeten IT-Sicherheitsexperten und Informatikern: "Bei uns hören die Studenten mindestens die doppelte Zahl an IT-Security-Vorlesungen." Weil die Angebote der Firmen mitunter so verlockend seien, hätte unlängst ein Student nicht einmal mehr seine Abschlussarbeit geschrieben und ohne Abschluss im Unternehmen angefangen.

Reinhard Scharff, Geschäftsführer von Personal Total, sieht die Nachfrage nach IT-Security-Experten ein wenig abflauen.
Reinhard Scharff, Geschäftsführer von Personal Total, sieht die Nachfrage nach IT-Security-Experten ein wenig abflauen.
Foto: Personal Total / Reinhard Scharff

Nach Meinung von Reinhard Scharff, dem Geschäftsführer der Stuttgarter Niederlassung von Personal Total, einer bundesweit vertretenen Personalberatung, hat die Nachfrage nach IT-Sicherheitsleuten in den vergangenen Monaten etwas abgenommen. Aktuell sucht das Unternehmen bundesweit 60 IT-Security-Spezialisten im Auftrag von Unternehmen. "Manche der Firmen kommen gleich zu uns, andere haben schon alles Mögliche versucht." Sie haben im Netz gefischt, auf der eigenen Website Stellen angeboten, ebenso in Zeitung, Fachzeitschriften und Online, Freelancer angesprochen und dennoch waren sie erfolglos. "Wir suchen in denselben Quellen, aber wir können das anonym machen", sagt Scharff. Darin liege der Vorteil der Personalberatung, Kandidaten heiß machen zu können, ohne den Namen der Firma nennen zu müssen. Oder beim Wettbewerb Mitarbeiter abwerben. Auch das machen viele Firmen nicht, weil das zum Bumerang werden könnte.

Mehr indirekte Bewerbersuche

"Um neue Mitarbeiter zu finden, beschränken wir uns auf eine Stellenanzeige auf unserer Homepage", sagt Susanne Cussler. Sie ist zuständig fürs Personalwesen bei secorvo security consulting in Karlsruhe. Das Unternehmen hat 19 Mitarbeiter und sucht weitere IT-Sicherheitsexperten. Doch das sollen Leute mit mehrjähriger Berufserfahrung sein. Aktionen an Hochschulen scheiden deshalb aus. "Die Anzeige mag zu wenig sein, doch wir haben noch keinen besseren Weg für uns gefunden." Stellenanzeigen in Zeitungen oder Online-Portalen würden zwar Masse, damit aber nicht automatisch Qualität bringen. "Das wiederholen wir nicht mehr, sondern gehen bei der Mitarbeitersuche indirekt vor." Als Beispiel nennt Cussler Vorträge auf Fachmessen oder Beiträge in Fachzeitschriften, "um unseren Bekanntheitsgrad zu steigern". Was Secorvo letztendlich damit bezweckt, ist Employer Branding, also eine Arbeitgebermarke in der Öffentlichkeit zu schaffen.

Evelyn Spitzwieser ist zufrieden mit ihrem Job bei secunet in Essen. Und hat fast schon vergessen, dass ein anderes IT-Unternehmen ihr ein Stipendium während des Master-Studiums in Bochum gewährte. "Ich hatte mich für das Stipendium beworben, bekam eine schriftliche Zusage und daraufhin monatlich rund 400 Euro überwiesen." Ansonsten hat sie nie mehr etwas von der Firma gehört. (sh)