Ausbildungsbereich fast ausgereizt - Unterhaltungssektor wächst

Frost & Sullivan sieht großes Potential im Multimedia-Markt

24.04.1992

FRANKFURT (CW) - Ein starkes Wachstum prognostiziert Frost & Sullivan dem europäischen Multimedia-Markt. Die britischen Marktforscher gehen 1996 von einem Marktvolumen von 3,06 Milliarden Dollar aus. Als fast gesättigt bezeichnen die Londoner jedoch den derzeit größten Anwendungsbereich, den Sektor für Ausbildung und Training. Hier sollen die Zuwächse gering bleiben.

Frost & Sullivan hat den gesamten europäischen Multimedia-Markt analysiert. Ergebnis der Studie: Neue Anwendungen im Bereich Point-of-Sale (POS) und Point-of-Information (POI) sowie in der Unterhaltung können bald mit deutlich stärkerer Nachfrage rechnen.

1990 lag das gesamte Marktvolumen den Analysten zufolge bei 1,5 Milliarden Dollar. Für 1991 schätzten die Briten den Wert auf etwa 2,05 Milliarden Dollar. Bis 1996 soll dieses Segment auf eine Gesamtsumme von 3,06 Milliarden Dollar angewachsen sein, wobei die Auguren davon ausgehen, daß die Preise für Multimedia-Produkte jedes Jahr sinken werden.

Dem Bericht liegt folgende Definition des Begriffs Multimedia zugrunde: Die Marktforscher verstehen darunter eigenen Angaben zufolge die Möglichkeit, Text, Bilder und/oder Ton als Daten zu verarbeiten und sie auf einem Computer oder einem computergesteuerten Gerät kombiniert zu präsentieren. Das multimediale Konzept umfaßt laut Frost & Sullivan sowohl Produkte als auch Services. Dazu zählen Hardwareplattformen (meist PCs und Workstations) sowie Platinen, die zur Verarbeitung von Ton und Video eingesetzt werden. Außerdem schließt die Marktbetrachtung Anzeigesysteme, etwa Projektoren und Videowände, sowie Laufwerke, Video-Aufnahmegeräte und Speichermedien mit ein.

Anbieter von Hardwareplattformen für Multimedia erzielen 1996 mit 1,46 Milliarden Dollar den größten Umsatz, prognostizieren die Marktforscher. An zweiter Stelle folgt Software, wo mit Verkäufen im Wert von 243 Millionen Dollar zu rechnen sei.

Mit einem Volumen von 571 Millionen Dollar für Hard- und Software bildete Ausbildung und Training 1991 den größten Anwendungsbereich für Multimedia. Zum Beispiel der Einsatz interaktiver Videoplatten sei den Analysten zufolge hier schon fest etabliert. Daher ist dieses Marktsegment für das Londoner Unternehmen in bezug auf den Einsatz multimedialer Techniken am weitestens ausgereift. Wie es in dem Bericht heißt, könne man deswegen hier nur ein bescheidenes Wachstumspotential erwarten. Der Anteil am Multimedia-Kuchen soll 1996 23 Prozent betragen, also etwa 704 Millionen Dollar.

Den zweiten Platz im gesamten Multimedia-Markt nahmen 1991 POS- und POI-Anwendungen ein, deren Wert auf 216 Millionen Dollar geschätzt wurde. Bis 1996 erreicht dieses Segment den Vorhersagen zufolge ein Volumen von 419 Millionen Dollar (13,7 Prozent). Vor allem in Frankreich werden diese Produkte laut Frost & Sullivan zunehmend eingesetzt. Mit 180 Millionen Dollar Anteil im Jahr 1991 lag der Unterhaltungsmarkt an dritter Stelle. Die Nachfrage nach multimedialen Anwendungen für diesen Bereich steigt jedoch den Marktbeobachtern zufolge bis 1996 um über 100 Prozent auf 366 Millionen Dollar. Andere Anwendungen, etwa Multimedia-Kommunikation, Videophon und Desktop-Konferenzen, haben derzeit eine geringe Bedeutung, werden jedoch in Zukunft immer wichtiger.

Als Zielgruppe für Multimedia-Produkte führt Frost & Sullivan in erster Linie produzierende Branchen an, die 1996 Produkte im Wert von bis zu 614 Millionen Dollar ordern sollen. Dahinter liegen Einzelhandel und Catering, die den Analysen zufolge 1996 bis zu 519 Millionen Dollar ausgeben werden. Von den öffentlichen Verwaltungen können die Multimedia-Anbieter 1996 einen Umsatz in Höhe von 461 Millionen Dollar erwarten.

Wie die Auguren herausgefunden haben, war Deutschland 1991 der größte nationale Markt, er wird dies voraussichtlich bei den meisten Produktgruppen bleiben. Das Volumen wurde für 1991 auf 447 Millionen Dollar geschätzt. Großbritannien, der zweitgrößte Markt, wurde 1991 mit einem Wert von 442 Millionen beziffert. Hier sei der umfangreichste Softwaremarkt zu finden.

Der Bericht wird unter der Bezeichnung "E1646" angeboten und kostet der Frankfurter Frost-&-Sullivan-Niederlassung zufolge 3700 Dollar.