Fressen und gefressen werden

21.12.2007
In jedem Jahr ist die Flurbereinigung der Anbieterlandschaft ein Thema für die Rückschau. 2007 war ein besonders guter Jahrgang für die Konsolidierung.

Dass sich in der Gesellschaft die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter öffnet, wird oft und gerne kolportiert. In der IT-Branche verläuft die Entwicklung ähnlich: Die vermeintlichen Zwerge tun sich zunehmend schwer, im Spiel der Riesen nicht totgetrampelt zu werden. Dabei ist der Begriff "Zwerg" relativ, denn ein Anbieter wie Business Objects ist immerhin auch jahrelang als kleiner Riese durch die Landschaft spaziert und hat 2007 vor der Übernahme durch SAP selbst noch auf dem Basar zugeschlagen.

Der Trend in der klassischen Softwareszene ist deutlich: Unterhalb der vier Schwergewichte Microsoft, IBM, Oracle und SAP ist nicht mehr viel los im internationalen Mittelstand, lässt man die Systemintegratoren und Dienstleister einmal außen vor. Dies wiederum hat zur Folge, dass das Potenzial der Branchenkonsolidierung in den kommenden Jahren nur noch begrenzt ist. Künftig müssen die vier Konzerne folglich überwiegend mit organischem Wachstum leben oder den Begriff der sektorübergreifenden Konsolidierung weiter als bisher fassen und sich in Gefilde ausbreiten, denen man vor einigen Jahren unter Umständen noch gerne den Rücken gekehrt oder die man aus Prinzip nie betreten hat.

Vier Softwareriesen und eine Schar von Zwergen

Die Fertigungstiefe unlängst noch ein Unwort wird bei den vier Schwergewichten zunehmen, damit sie Analysten und Investoren in einem gesättigten Markt zumindest ein kleines zweistelliges Umsatzplus präsentieren können. Zudem hätten die Konzerne dann in einigen Jahren genug Speck angesetzt, von dem man sich im Rahmen einer zyklisch wiederkehrenden Diät öffentlichkeitswirksam trennen könnte der Jo-Jo-Effekt lässt grüßen. Bis dahin wird es allerdings noch einige Übernahmen in der Branche geben.

Auch in anderen IT-Sektoren waren Unternehmen 2007 auf Shopping-Tour unterwegs, etwa Acer in der Hardware oder diverse Käufer im boomenden Segment des Web 2.0. Zumindest hier herrschte kein Mangel an Übernahmekandidaten. (Noch) nicht verkauft wurden 2007 übrigens Atos Origin (mangels Angeboten) sowie Open Text, die seit Jahren auf den Listen potenzieller Übernahmeziele auftauchen, was ihnen finanziell aber nicht geschadet hat, im Gegenteil. Spitzenreiter des Käuferfeldes war 2007 der finnische Handy-Konzern Nokia, der über acht Milliarden Dollar für Navteq springen ließ. Damit bekam das Unternehmen einen Anbieter digitaler Landkarten für Navigationssysteme.

(ajf)