Freie Groupware für einfache Lösungen

06.03.2007
Von 
Andrej Radonic ist Experte für Virtualisierung, Cloud-Technologien und Open Source Anwendungen. Der Fachbuchautor ist Vorstand der interSales AG und entwickelt für mittelständische Unternehmen anspruchsvolle E-Commerce Lösungen.
Wo große Linux-Systeme wie Zimbra, Scalix oder OpenXchange dem Administrator einiges abverlangen, bietet das schlanke "eGroupware" einfache Handhabung bei viel Leistung.

Groupware-Lösungen für Linux schießen in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden. Sie tragen dem wachsenden Bedarf nach Browser-gestütztem Arbeiten und Teamarbeit für die steigende Zahl der Arbeitsnomaden Rechnung. Während funktionsreiche Enterprise-Lösungen wie "Zimbra", "Scalix" oder Open- Xchange viel Know-how und sorgfältige Planung erfordern, sind oft schlankere Lösungen wie eGroupware gefragt, die einfacher zu installieren und zu warten sind.

Systemvoraussetzungen und Installation

eGroupware, das bereits seit 1999 (damals als "PHPGroupware") entwickelt wird, ist in PHP implementiert und kann mit MySQL, MaxDB, PostgreSQL sowie Microsoft SQL-Server (rudimentärer Oracle-Zugriff ist vorhanden) arbeiten. Die Software benötigt folgende Systemvoraussetzungen: PHP 4.3 oder 5.x, eine der genannten Datenbanken, Web-Server mit PHP-Support sowie weitere Module je nach gewünschtem Funktionsumfang.

Unter Linux erfolgt die Installation als RPM- oder DEB-Paket oder manuell durch Auspacken eines tar-Archivs. In zwei Schritten gelangt man zu einem lauffähigen System: Nach Aufruf des Setup-Scripts im Browser werden zunächst die vorhandenen Komponenten und Einstellungen (vor allem der php.ini) auf Gültigkeit geprüft. Sodann legt das Setup auf Knopfdruck die Datenbanktabellen an, und anschließend fragt es die Konfigurationsparameter für den Mail-Server und das LDAP-Verzeichnis ab. Die Einrichtung wird mit dem Anlegen von Benutzern abgeschlossen. Es steht sofort ein einsatzbereites System zur Verfügung.

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Weitere Links:

• Homepage von eGroupware: http://www.egroupware.org;

• Synchronisierungs-Tools Funambol:

http://www.funambol.com

• Freies ERP-System CK-ERP:

http://sourceforge.net/ projects/ck-erp

• Outlook-Plugin für iCal:

https://sourceforge.net/ projects/remotecalendars

eGroupware-Installationen zum Testen

Unter www.eisxen.org/egroup ware.html stellt der Autor dieses Artikels einen fertig konfigurierte eGroupware-Server in Form einer virtuellen Festplatte für Xen, VMware und Microsofts Virtual PC zur Verfügung.

Die Kernanwendungen der aktuellen Version 1.2 sind Adressbuch, Kalender, Webmail, Dateiverwaltung (mit Samba/CIFS-Anbindung an Windows-Server) sowie Projektverwaltung mit Zeiterfassung (Stundenzettel und Darstellung nach Gantt). Ergänzt werden diese Applikationen durch eine Aufgabenverwaltung ("InfoLog"), eine Wissensdatenbank, Ressourcenverwaltung, Wiki, Content-Management-System ("Site Mgr"), Nachrichten, Workflow-Engine und einige mehr. Bei E-Mail wird neben POP3 auch Imap auf Basis von Servern wie "Cyrus", "Courier" und "UW", aber auch Microsoft Exchange realisiert.

Entwickler finden in eGroupware ein umfassendes API vor, über das vorhandene oder neue Applikationen in das System nahtlos integriert werden können. Prominente Beispielanwendungen, die als Plug-in in eGroupware eingeklinkt werden können, sind das quelloffene ERP-System "CK-ERP" sowie das CMS "JiNN".

Es ist nicht der reine Funktionsumfang, der eGroupware für den professionellen Einsatz in Unternehmen empfiehlt: Die Software ist sehr gut dokumentiert, bietet eine übersichtliche, in 30 Sprachen lokalisierte Oberfläche sowie Berechtigungsvergabe über Access Control Lists (ACLs). Vor allem aber verzahnt sie konsequent alle Kernanwendungen. So erlaubt eGroupware das Anlegen von Terminen direkt im Projektmanager, wobei die Einträge automatisch auch im persönlichen Kalender angezeigt werden - eine nahe liegende und sinnvolle Funktion, die man aber selbst bei größeren Lösungen oftmals vergeblich sucht. Dies gilt analog für die Zeiterfassung sowie die Hinterlegung von Notizen und die Definition und Zuteilung von Aufgaben.

LDAP-Anbindung

Zum Thema Integration hat eGroupware aber noch mehr zu bieten: Die Benutzerverwaltung und Authentisierung lässt sich neben dem integrierten Benutzer-Manager auf SQL-Basis auch über ein LDAP-Verzeichnis bewerkstelligen. Dieses darf auch ein Active Directory sein. Gängige Schnittstellen wie XML-RPC, Soap, WebDAV und iCal öffnen die Software für die Kommunikation mit externen Programmen. Dem Trend der Zeit folgend, verfügt eGroupware zudem über einen SyncML-Synchronisierungs-Server. Damit lassen sich Kalender- und Adressdaten unter anderem mit Microsoft Outlook und Evolution sowie mit verschiedenen PDAs, Smartphones und Handys abgleichen. Alternativ kann eine Implementierung des iCal-Standards genutzt werden, um Kalendereinträge beispielsweise zwischen Apple iCal oder Mozilla Sunbird mit dem Groupware-Server zu synchronisieren.

Outlook als Frontend

Für den Datenaustausch mit Outlook stehen mehrere Tools zur Verfügung, die aber nicht alle ausgereift sind - das Projekt-Wiki informiert ausführlich über die Kompatibilität der unterstützten Clients und Protokolle. So entwickelte das Open-Source-Projekt RemoteCalendars ein Outlook-Plug-in, das die Microsoft-Anwendung um iCal-Unterstützung erweitert und den Austausch von Kalenderdaten auch mit eGroupware ermöglicht. "EGWOSync" dagegen ist ein Synchronisierungs-Tool speziell für Outlook als eGroupware-Client. Die derzeit am weitesten gediehene Lösung dürfte der "Funambol"-Client sein, der in der freien Variante neben Outlook auch die Synchronisation mit Windows-PDAs und Blackberry-Geräten beherrscht. Allen Ansätzen ist gemeinsam, dass eine Client-Komponente auf dem Endgerät zu installieren ist.

Während das unter anderem von Red Hat gesponserte Projekt frei von kommerziellen Einflüssen ist, wächst inzwischen die Zahl der Firmen, die offiziell professionellen Support für das Produkt bieten.

Fazit

eGroupware ist eine schnelle, leistungsfähige und ausgereifte Linux-Lösung für Terminverwaltung und Kommunikation. Wünschen würde man sich lediglich den Einsatz von Ajax-Techniken, um das statische HTML-Frontend ansprechender zu machen. Außerdem sollten die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten etwas übersichtlicher angeordnet werden. (ws)