Wachstumsrisiko gescheut

Freiburger Objektexperten finden bei Visigenic Aufnahme

03.10.1997

Genau 353767 Aktien, das Stück zu zirka zehn Dollar, war dem amerikanischen Hersteller des Object Request Broker (ORB) "Visibroker" die Übernahme wert. Dem IO-Gründer und vormaligen Geschäftsführer Richard Huber zufolge plant Visigenic ihren Serviceanteil am Geschäft auf 30 bis 35 Prozent zu erhöhen. Der Kauf von IO sei ein erster Schritt dahin.

Den Verkauf seiner Firma begründet der frischgebackene Visigenic-Managing-Director mit der wachsenden Akzeptanz der Objektorientierung: "Der Markt für ein verteiltes objektbasiertes Computing wächst, Objekttechnologie wird zum Mainstream. Für ein kleines Softwarehaus wie unseres gibt es in einer solchen Situation nur zwei Möglichkeiten: Entweder man sucht sich eine neue Nische oder große Partner."

Im Frühjahr dieses Jahres ließ Huber die geplante Fusion mit der Valtech SA platzen. Das Pariser Softwarehaus ist auf Schulung, Projektberatung und Technologie-Integration spezialisiert und setzt dabei auf die Partnerschaft mit der Persistance Inc. und Visigenic. Eine Absichtserklärung (Letter of Intent) war bereits unterzeichnet, der anschließende Börsengang angekündigt, und das Serviceangebot galt als komplementär. Doch dann kristallisierte sich laut Hubert heraus, daß die Firmenkulturen nicht recht zueinander paßten.

Der Kontakt zu Visigenic kam im März dieses Jahres zustande, als IO den Vertrieb des Object Request Broker der irischen Firma Iona einstellte und seitdem "Visibroker" vermarktet. Ansonsten bieten die Freiburger komponentenbasierte Applikationssoftware von I-Kinetics an, objektorientierte Entwicklungswerkzeuge wie "Persistance" von Persistance Software, ODBC- und JDBC-Datenbanktreiber sowie die Software-Entwurfstechnik "Convergent Engineering", die von David Taylor entwickelt wurde.

Einige Produkte überschneiden sich mit dem Visigenic-Portfolio, so daß IO deren Vermarktung einstellen wird. Allerdings, so sichert Hubert zu, brauchten IO-Kunden nicht um die Fortbestand des Supports zu fürchten. Die GmbH bleibe ein selbständiges Beratungshaus, das im Projektgeschäft durchaus Visigenic-Konkurrenzprodukte einsetzen werde. Zudem plane der Käufer in Frankfurt eine eigene Niederlassung, die als Vertriebsarm fungieren werde.