Freiburg/Schwarzwald

Freiburg/Schwarzwald: Eine Region lockt viele IT-Gründer

10.12.2001
Von in Hiltrud

Startups werden erwachsen

Überwiegend von mittelständischen Unternehmen geprägt, sucht man die ganz großen Namen der IT-Branche im Freiburger Raum vergeblich. Dennoch gibt es einige IT-Firmen, die auch international von sich Reden machen. Zu ihnen gehört beispielsweise das IT-Beratungsunternehmen GFT Technologies, das in dem Städtchen St. Georgen angesiedelt ist. Das 1987 gegründete Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2000 rund 169 Millionen Mark eingenommen. Dass dabei ein Jahresüberschuss von mehr als drei Millionen Mark erzielt wurde, ist beachtlich, wenn man sich die tiefroten Zahlen fast aller Wettbewerber vor Augen hält. Nach dem Zusammenschluss von GFT und der Deutsche-Bank-Tochter Emagine im Sommer 2001 ist der Personalstamm auf rund 1500 Mitarbeiter angewachsen. So hat sich aus der kleinen Softwareschmiede ein international tätiger Konzern entwickelt, der an 22 Standorten vertreten ist.

Die Krise der New und inzwischen auch der Old Economy ist an dem Internet-Dienstleister nicht spurlos vorübergegangen, aber er hat sich unter anderem durch die Beteiligungen der Deutschen Bank und der Deutschen Post gut halten können. Auf der Website der GFT gibt es demzufolge auch noch zahlreiche Jobofferten, in denen auch diejenigen fündig werden könnten, die es nicht unbedingt in den Schwarzwald zieht.

Einen anderen ehemaligen Highflyer hat es in letzter Zeit härter erwischt. So macht die in Hüfingen gelegene Bäurer AG harte Zeiten durch. Das 1980 von Heinz Bäurer gegründete Unternehmen hatte sich bis Ende der neunziger Jahre zu einem respektablen ERP-Anbieter entwickelt. Der Börsengang im Dezember 1999 brachte 50 Millionen Mark in die Unternehmenskasse. Danach folgte ein Firmenaufkauf nach dem anderen, wobei sich der ehemals solide wirtschaftende Gründer offenbar übernahm und laut Experten nicht immer sehr wählerisch war. Inzwischen stellt Bäurer die internationalen Aktivitäten auf Partnerbetrieb um, nicht profitable Randbereiche sollen verkauft werden, um sich wieder auf die alten Stärken im ERP-Bereich konzentrieren zu können.

Im Rahmen der angespannten Finanzlage entschloss sich die Bäurer AG zudem, Mitarbeiter zu entlassen. Arbeiteten dort Ende 2000 noch knapp 1000 Angestellte, waren es Ende Oktober 2001 nur noch rund 690. Eine bereits eingeleitete Restrukturierung soll das Unternehmen bis zum kommenden Jahr wieder auf Kurs bringen.

Rund 30 Kilometer von Freiburg entfernt ist die Hauptniederlassung von Brain International AG, einem ERP-Anbieter, der mit einem Jahresumsatz von rund 230 Millionen Mark (Geschäftsjahr 2000) zu den großen Softwarehäusern Deutschlands gehört. Das finanziell ins Trudeln geratene Unternehmen hatte vergangenes Jahr in der Baader Wertpapierhandelsbank AG den gesuchten Großinvestor gefunden. Im Jahr 2000 hatte Brain International durch Entlassungen und schlechte Zahlen für Schlagzeilen gesorgt. Wie viele andere hat das Unternehmen, das im März 1999 an den Neuen Markt ging, unter heftig schwankenden Aktiennotierungen zu leiden. Inzwischen scheint sich die finanzielle Lage ein wenig entspannt zu haben, der Softwareanbieter schreibt aber nach wie vor rote Zahlen.

Quelle: FWT, Freiburg Wirtsschaft und Touristik GmbH & Co. KG.
Quelle: FWT, Freiburg Wirtsschaft und Touristik GmbH & Co. KG.

In der Region um Freiburg gibt es neben den genannten noch eine Vielzahl von IT-Unternehmen, etablierte Firmen wie den Anbieter von Dokumenten-Managament-Software Kühn & Frey aus Freiburg oder den Chiphersteller Micronas bis hin zu Newcomern wie Virtual Identity oder United Planet. Letzterer wurde 1998 von Axel Wessendorf ins Leben gerufen. Er hat bereits Erfahrungen als Gründer, da er schon den Grundstein für den Anbieter von kaufmännischer und Finanzsoftware Lexware gelegt hatte. United Planet wendet sich mit seiner Intranet-Lösung vor allem an kleine und mittlere Betriebe.

Die Stadt Freiburg wird geprägt durch die Universität, die mit 6000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber ist. 65 Studienfächer mit einer Vielzahl von Abschlussmöglichkeiten stehen in 15 Hochschul-Fakultäten zur Auswahl. Zudem existieren fünf Forschungsinstitute der Fraunhofer-Gesellschaft und zwei der Max-Planck-Gesellschaft, die zum Teil aus Lehrstühlen der Universität hervorgegangen sind. Seit sechs Jahren gibt es an der bisher eher medizinisch- geisteswissenschaftlich orientierten Albert-Ludwig-Universität die 15. Fakultät für Angewandte Wissenschaften mit den Studienzweigen "Informatik" und "Mikrosystemtechnik".