Freiberuflermarkt wächst und wächst

11.01.2006
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Seit Jahren steigen die Zahlen der IT-Selbständigen und der Projektanfragen an. Auch 2005 war von diesem Wachstum geprägt.

Die Jahresbilanz für die IT-Freiberufler wirkt auf den ersten Blick ungetrübt: Das Projektportal Gulp registrierte für das zurückliegende Jahr über 71 000 Anfragen an Freiberufler und damit um 32 Prozent mehr als noch im Jahr 2004, das schon einen deutlichen Aufschwung markiert hatte. Allein im Dezember gingen 6314 Anfragen zur Besetzung von IT-Projekten ein, womit ein neuer monatlicher Rekord erreicht wurde. Dem steht aber eine ständig steigende Anzahl von Freiberuflern entgegen: Zählte das statistische Bundesamt 1997 gerade einmal 27 000 IT-Selbständige, waren es 2004 schon doppelt so viele. Allein in der Gulp-Datenbank liegen heute schon Profile von 57 000 IT-Profis.

In den Augen von Gulp-Experte Stefan Symanek ist dieses doppelte Wachstum auch eine Folge des Stellenabbaus in vielen Unternehmen. Neue Projekte und Auftragsspitzen decken diese lieber mit Freiberuflern ab, als feste Stellen zu schaffen. Dadurch wächst die Zahl der Projektanfragen. Gleichzeitig ist für viele entlassene IT-Profis die Selbständigkeit die bessere oder aufgrund ihres Alters die einzige Chance, so dass sich immer mehr Freiberufler in der Branche tummeln.

Um die Zahl der Anfragen richtig einordnen zu können, muss man berücksichtigen, dass Agenturen im Schnitt knapp drei Freiberufler kontaktieren, bis sie eine Stelle im Projekt besetzt haben. Das kann verschiedene Gründe haben, so Symanek: "Entweder liegen Anforderungen der Agenturen und Vorstellungen des Freiberuflers auseinander, oder die Agenturen müssen das Projekt schnell besetzen, so dass sie mehrere Anfragen losschicken." Vor allem wenn Spezialisten mit besonders gefragten Qualifikationen gesucht werden, reicht eine Anfrage nicht.

Die begehrteste Zielgruppe blieben 2005 die SAP-Berater, die mit durchschnittlich 77 Euro auch die höchsten Stundensatzforderungen anmeldeten. Zum Vergleich: Oracle-Profis forderten etwa 66 und Linux-Experten etwa 62 Euro. Während SAP-Berater, die auch Spezialmodule wie die Supply-Chain-Management-Komponente APO oder die E-Procurement-Komponente EBP beherrschen, genügend Projekte angeboten bekommen, gibt es noch immer viele Freiberufler, die verzweifelt nach einem Auftrag suchen. Zu den Verlierern gehörten im zurückliegenden Jahr erneut die Administratoren für Windows-Betriebssysteme und Datenbanken. Sie sehen ihren Stundensatz laut Gulp nur noch bei etwa 50 Euro. (am)