Freiberufler als Alternative zu Outsourcing

03.06.2005
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Dirk Bisping, BVSI: "In Deutschland kommt die Entwicklerstunde auf 50 bis 80 Euro."

Für Dirk Bisping, Vorsitzender des Berufsverbandes für Selbständige in der Informatik (BVSI) steht fest, dass Externe die bessere Lösung sind: „Wenn Unternehmen nach misslungenem Outsourcing das Ruder wieder herumreißen, fehlt ihnen das Wissen, das sie nach außen verlagert haben. Spätestens dann kommen Freiberufler zum Einsatz.“ Vor allem das Offshoring, die Auslagerung von Tätigkeiten nach Osteuropa, hält der BVSI-Mann für deutsche IT-Profis für nicht ganz ungefährlich. „Besonders betroffen sind Skills, die nach Schema „F“ ablaufen“, warnt er. Die Chancen für hiesige Freiberufler würden dann sinken, wenn im Ausland minimale Stundensätze verbunden mit hoher Qualifikation angeboten würden. Bisping: „In Deutschland kommt eine Entwicklerstunde nun mal auf 50 bis 80 und nicht auf 15 Euro.“

Klassische Outsourcing-Felder

Rüdiger Krojnewski, Manager Consultant bei der Meta Group, favorisiert auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittene Lösungen: "Der IT-Leiter muss von Fall zu Fall entscheiden, was für seine Abteilung die kostensparendste und effektivste Möglichkeit ist." Grundsätzlich würden sich einige Alternativen anbieten - Outsourcing, Offshoring und Einsatz von Freiberuflern. Ausschlaggebend für die Entscheidung sei der Fokus der zu vergebenden Aufgabe. Nach den Erfahrungen des Meta-Group-Managers gehören IT-Dienstleistungen wie der Betrieb von Midrange Services oder Managed Filespace klassischerweise zu den Bereichen, die von Outsourcern bedient werden: "Vor allem die Notwendigkeit, kontinuierlich verschiedene Tätigkeitsbereiche abzudecken, schließt den Einsatz von Freiberuflern aus." Gegen sie spreche auch die üblicherweise in solchen Dienstleistungsverträgen enthaltene finanzielle Vorleistung des Auftragnehmers.

Werde aber ein Projekt intern geführt, so sei der Einsatz von Externen für die verschiedenen Themenbereiche sozusagen "natürlich". Am häufigsten sei dies im Bereich der funktionalen Implementierungen von Änderungen in unternehmensweiten Anwendungen wie SAP oder Siebel der Fall. Wichtig für Krojnewski ist indes, dass der Datenchef überhaupt Einfluss nimmt: "Wenn ein IT-Leiter Entscheidungen mitprägen will, muss er aktiv werden - sonst bekommt er irgendeine Lösung übergestülpt."

Das beobachtet auch der Personaldienstleister Hays. Der für den Vertrieb in Deutschland zuständige Hays-Manager Dirk Hahn: "IT-Abteilungen werden zumeist ausgelagert, weil ihnen der Ruf anhaftet, statisch, teuer und nicht mehr up-to-date zu sein." So komme es noch häufig vor, dass in IT-Bereichen Cobol-Programmierer sitzen, die auf Java getrimmt werden sollen. Da bräuchte sich so mancher IT-Chef nicht wundern, wenn seine Abteilung in der Topetage als ineffizient gelte. Hahn: "Leider fehlt es hier an Kreativität, um sich gegen den Outsourcing-Hype zu stellen."