MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Hamburger Internet-Dienstleister (ISP) Freenet.de sucht angesichts der drohenden Insolvenz der Muttergesellschaft Mobilcom nach einem anderen Netzanbieter. Vorstandsvorsitzender Eckhard Spoerr erklärte in einem Interview mit der "Financial Times Deutschland", dass sein Unternehmen bereits Verhandlungen mit anderen Betreibern aufgenommen hat. "Ich hoffe nicht, dass das nötig wird, aber wir müssen für den schlimmsten Fall vorsorgen", sagte Spoerr.

Freenet ist nach T-Online mit mehr als drei Millionen Kunden der größte ISP in Deutschland und nutzt mehr als zwei Drittel der von Mobilcom verkauften Verbindungen. Aus diesem Grund planten die Hamburger, noch in diesem Halbjahr das (defizitäre) Festnetzgeschäft der mit 76 Prozent beteiligten Konzernmutter zu übernehmen (Computerwoche online berichtete). Als Resultat würde Freenet nach der Deutschen Telekom und der Vodafone-Tochter Arcor auf Platz drei im deutschen Festnetzgeschäft aufrücken. Da der Fortbestand von Mobilcom aufgrund des Streits mit dem Kooperationspartner France Télécom nach wie vor fraglich ist, wurden die Übernahmepläne nun vorerst auf Eis gelegt. Laut Vorstandschef Spoerr hat der Kauf des Festnetzgeschäfts der Büdelsdorfer aber nach wie vor Priorität. Die Kündigung der Franzosen bezeichnete der Vorstand

indes als Drohgebärde, er gehe nicht davon aus, dass es zu einer Insolvenz kommt.

Gegen eine drohende Zahlungsunfähigkeit spricht unter anderem, dass die mit 28,5 Prozent an Mobilcom beteiligte France Télécom nach wie vor das Tagesgeschäft der Norddeutschen mit Finanzmitteln am Leben erhält. Außerdem verhandelt der TK-Konzern weiterhin mit den Gläubigerbanken. Ohne den Rücktritt von Mobilcom-Chef Gerhard Schmid will France Télécom aber den bis Ende Juli fälligen Kredit über 4,7 Milliarden Euro nicht übernehmen. Presseberichten zufolge hat das Bankenkonsortium einem neuen Angebot der Franzosen bereits grundsätzlich zugestimmt. Bislang wurde jedoch noch keine Vereinbarung getroffen. (mb)