Gewinn steigt

Freenet rechnet mit weiterem Kundenschwund

11.08.2010
Der Mobilfunkanbieter Freenet rechnet im laufenden Jahr mit weniger Mobilfunkkunden.
Christoph Vilanek, CEO Freenet AG (Foto: Freenet)
Christoph Vilanek, CEO Freenet AG (Foto: Freenet)
Foto: Freenet AG

"Der Kundenrückgang wird sicherlich noch die nächsten zwei Quartale so weitergehen", sagte Freenet-Chef Christoph Vilanek am Mittwoch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Freenet hatte Ende Juni nur noch 16,5 Millionen Mobilfunkkunden, rund 600.000 weniger als im ersten Quartal und 1,4 Millionen weniger als im Vorjahr.

Das sei ein größerer Rückgang als erwartet, monierte unter anderem LBBW-Experte Stefan Borscheid. Den Gewinn konnte der Mobilfunkanbieter jedoch deutlicher als von Analysten erwartet steigern. An der Börse überzeugte das und wurde an der TecDax-Spitze mit einem Kursplus von mehr als drei Prozent belohnt.

Umbau zahlt sich aus

Im zweiten Quartal zeigte der Umbau deutliche Wirkung: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte im zweiten Quartal auf 88,2 Millionen Euro zu von 70,4 Millionen Euro im Vorjahr. Bereinigt um die Belastungen aus der Debitel-Integration stieg der operative Gewinn etwas moderater auf 95,0 (Vorjahr: 93,3) Millionen. Im ersten Halbjahr waren es 173,2 Millionen Euro, allein im Mobilfunkgeschäft - das Kerngeschäft von Freenet - waren es 168,2 Millionen Euro. Angepeilt ist ein bereinigtes EBITDA von 350 Millionen Euro im Kerngeschäft. "Wir haben die Hälfte fast geschafft", sagte Vilanek. Das zweite Halbjahr werde aber nicht so stark wie sonst üblich ausfallen, weil Freenet zum Weihnachtsgeschäft mehr Geld in die Vermarktung von Smartphones stecken wolle.

Die Belastungen aus der Debitel-Integration waren im zweiten Quartal weiter zurückgegangen. Nach der Übernahme waren im vergangenen Jahr außerdem rund 1000 Arbeitsplätze abgebaut worden, für die nun keine Gehälter mehr gezahlt werden müssen. In diesem Jahr steht nur noch die Integration von IT-Systemen an, die deutlich günstiger wird als im Vorjahr.

Integration deutlich günstiger

Vilanek veranschlagt mit fast 30 Millionen Euro in diesem Jahr weniger als die Hälfte der Integrationskosten, die 2009 anfielen. Bis 2010 und 2011 sollen außerdem etwas mehr als 50 Millionen Euro Synergien realisiert werden. "Das dürfte sich aus heutiger Sicht zu gleichmäßig auf beide Jahre verteilen. Nach wie vor gehen wir davon aus, dass wir insgesamt mehr als 210 Millionen Euro an Synergien heben werden."

Der harte Preiswettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt geht aber auch an Freenet nicht spurlos vorbei. "Die Endkunden- und Konsumentenstimmung ist schwer prognostizierbar", sagte Vilanek. "Derzeit sehen wir aber noch keine Anzeichen für eine deutliche Verschlechterung." Die Kunden seien aber preissensibler geworden. "Die Preise bei den Flatrates sind zum Beispiel weiter zurückgegangen." Zwar setzen gerade die Mobilfunkbetreiber ihre Hoffnungen auf neue Umsätze mit dem mobilen Internet, doch Freenet macht auch hier schon einen höheren Preisdruck aus.

ARPU stabil

Vilanek konzentriert sich deshalb auf die Vertragskunden, die weitaus höhere Umsätze bringen als Prepaid-Nutzer. Seit dem Frühjahr verkauft Freenet auch das heißbegehrte iPhone von Apple. Bei Freenet lag der durchschnittliche monatliche Umsatz je Vertragskunde (ARPU) bei 24,2 Euro auf dem Niveau des Vorjahres (24,3). Zum Vergleich: Die Prepaid-Kunden gaben mit 3,1 Euro nur einen Bruchteil davon aus. Im Vergleich zum ersten Quartal zeigte sich in beiden Bereichen eine leichte Steigerung. Insgesamt jedoch sanken die Umsätze von Freenet wegen des Kundenschwunds auf 838,2 Millionen Euro (Vorjahr: 891,8 Mio Euro).

Unterm Strich blieb Freenet dank eines höheren Zinsergebnis ein Überschuss von 23,6 (9,4) Millionen Euro. Durch den laufenden Schuldenabbau zahlt der Mobilfunker weniger Zinsen als im Vorjahr. Ende Juni hatte Freenet noch 696,1 Millionen Euro Schulden, nach der Debitel-Übernahme hatte die Gesellschaft Schulden in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro angehäuft.

Dividendenversprechen bleibt

Die Aktionäre sollen von dem Schuldenabbau profitieren und eine höhere Dividende erhalten. "Die Dividende von 80 Cent bis 1 Euro haben wir als Ambition formuliert. Derzeit gibt es keinen Anlass davon abzuweichen", betonte Vilanek.

Analysten bemängelten allerdings den unerwartet niedrigen Cashflow von 104 Millionen Euro im ersten Halbjahr. WestLB-Analyst Tarkan Cinar hält es nach dem ersten Halbjahr durchaus für möglich, dass die Dividende am unteren Ende der Spanne bei 80 Cent liegen könnte. Für 2009 erhielten die Anteilseigner 20 Cent je Aktie. (dpa/tc)