Widerstand bei Großaktionären

Freenet-Aufsichtsrat gibt grünes Licht für Debitel-Kauf

28.04.2008
In Deutschland entsteht ein neuer drittgrößter Mobilfunk-Anbieter mit rund 19 Millionen Kunden. Der Aufsichtsrat des Telekommunikations-Dienstleisters Freenet gab am Sonntagabend grünes Licht für die Übernahme des größeren Konkurrenten Debitel.

Die Stuttgarter Gruppe soll inklusive Schulden für insgesamt 1,63 Milliarden Euro vom Finanzinvestor Permira erworben werden, wie Freenet nach einer Aufsichtsratssitzung in Hamburg mitteilte. Permira soll im Gegenzug eine Beteiligung von 25 Prozent an Freenet erhalten und wird damit größter Einzelaktionär vor United Internet und Drillisch, die ihrerseits eine Übernahme von Freenet geplant haben. Die Kartellbehörden müssen dem Kauf von Debitel noch zustimmen.

Freenet-Chef Spoerr will mit dem Debitel-Deal United Internet und Drillisch abwehren.
Freenet-Chef Spoerr will mit dem Debitel-Deal United Internet und Drillisch abwehren.
Foto: Freenet AG

Das neue Unternehmen wäre die neue Nummer drei im deutschen Mobilfunkmarkt nach T-Mobile und Vodafone D2. Freenet und Debitel haben allerdings im Gegensatz zu diesen kein eigenes Netz. Freenet-Chef Eckhard Spoerr verspricht sich von der Verschmelzung mit Debitel bessere Wachstumschancen im hart umkämpften Mobilfunkmarkt. Zusammen kommen die beiden Unternehmen nach eigenen Angaben auf über 1000 Vertriebsfilialen. Spoerr wird entgegen früheren Spekulationen Vorstandschef bleiben. Debitel-Chef Oliver Steil soll wie auch Finanzvorstand Joachim Preisig in den Vorstand von Freenet einziehen.

Widerstand bei Großaktionären

Die Übernahme stößt allerdings auf Widerstand im Aktionärskreis von Freenet. Die Großaktionäre United Internet und Drillisch sprachen sich in einem am Sonntag an die Freenet-Führung verschickten Brief gegen den Kauf von Debitel aus und stellten erneut ein Übernahmeangebot in Aussicht. "Die Abgabe eines Übernahmeangebotes würde selbstverständlich voraussetzen, dass die Debitel-Transaktion nicht durchgeführt wird", heißt es in dem der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegendem Schreiben.

Freenet-Chef Spoerr lehnt einen Kauf durch United Internet und Drillisch ab, die über eine Holding 25,2 Prozent des norddeutschen Unternehmens kontrollieren. Um den Übernahmeversuch abzuwehren, stellte er vor knapp einem Monat die Weichen für einen Erwerb von Debitel. Durch die Ausgabe neuer Aktien an Permira wird der Freenet-Anteil von United Internet und Drillisch sinken.

United Internet und Drillisch wollen Freenet zerschlagen

Nach eigenen Angaben haben United Internet und Drillisch Partner für ihre Pläne gefunden. Acht institutionelle Investoren, die rund 32,6 Prozent des Grundkapitals der Freenet AG hielten, hätten ihr Interesse bekundet, die Aktien zu verkaufen. "Zusammen mit den von uns und von der Drillisch AG gehaltenen Aktien wären dies über 58 Prozent des Grundkapitals", schreibt United-Internet-Chef Ralph Dommermuth. Zu den verkaufswilligen Anlegern gehört Kreisen zufolge die Schweizer Großbank Credit Suisse.

Der Internet-Konzern United Internet (1&1, GMX, Web.de) und der Mobilfunk-Provider Drillisch wollen Freenet übernehmen und zerschlagen, wobei sich United Internet für das DSL- und Portalgeschäft interessiert und Drillisch für den Mobilfunk-Teil. (dpa/tc)