Marktplatzbetreiber werden zu Softwareanbietern

Freemarkets übernimmt Adexa

16.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Freemarkets Inc., amerikanischer Betreiber von Business-to-Business-Auktionen mit Niederlassungen in Pittsburgh und Brüssel, hat den Supply-Chain-Management-(SCM-)Spezialisten Adexa Inc., Los Angeles, übernommen. Damit verbessert Freemarkets seine Position gegenüber Firmen wie Ariba, Commerce One und I2, die ebenfalls über SCM-Know-how verfügen.

Auf der Website von Freemarkets laufen umgekehrte Auktionen (Reverse Auctions) zwischen Kunden und Lieferanten, bei denen sich Händler gegenseitig unterbieten, um einen Auftrag an Land zu ziehen. Wie einige andere Betreiber öffentlicher Marktplätze musste jedoch auch Freemarkets erkennen, dass Kunden nicht nur günstig einkaufen, sondern auch Kontrolle über den Lieferprozess haben möchten. Sie kaufen vermehrt Softwarelösungen zur Verwaltung der Lieferketten (Supply-Chain-Management) sowie für die Produktplanung. Bereits in der Designphase eines Produkts benötigen Hersteller Informationen etwa zu Warenangebot und Lieferterminen möglicher Lieferanten. SCM-Technik zu kaufen liegt daher im Trend: Erst im Januar erwarb Ariba, Anbieter von Software für den elektronischen Einkauf und gleichzeitig Betreiber eines globalen Online-Marktplatzes, den SCM-Spezialisten Agile Software für 2,6 Milliarden Dollar.

Mit der Übernahme von Adexa verschaft sich Freemarkets für 340 Millionen Dollar eine Eintrittskarte für den SCM-Markt, der laut dem US-Marktforschungsunternehmen AMR Research im Jahr 2002 ein Volumen von 9,5 Milliarden Dollar haben wird. Allerdings ist das Softwaregeschäft Neuland für den bisher rein auf Dienstleistungen ausgerichteten B-to-B-Player. Im Gegensatz dazu entwickelt Adexa komplexe Programme für Firmen. "Es wird dauern, beide Konzepte zusammenzubringen", meint denn auch Pierre Mitchell, Analyst bei AMR.

Mit der Übernahme geht Freemarkets zudem dazu über, Firmen die Möglichkeit zu bieten, eigene, private Marktplätze zu errichten. Diesen Weg will zum Beispiel auch Dell einschlagen. Der PC-Hersteller hatte vor kurzem seine Online-Exchange geschlossen und will sich nun als Technikanbieter für Unternehmen mit eigenen Marktplatzambitionen aufstellen.