IT-Branche will den Frauenanteil steigern

Frauen wollen wachgeküsst werden

07.12.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Problemlöser Quote?

In den Chefetagen hat sich herumgesprochen, dass gemischte Fachkräfteteams erfolgreicher sind, denn dieses Argument nannten mehr als 26 Prozent als Motivation, mehr weibliche Fachkräfte anzuheuern. Eine höhere Kundenzufriedenheit versprechen sich 27 Prozent der Befragten und 31 Prozent erhoffen sich ein besseres Betriebsklima von mehr Frauen in der Belegschaft. Ihr geringes Engagement, Frauen in der ITK-Branche Karriereoptionen zu eröffnen, erklären 68 Prozent der vom Bitkom Befragten mit zu wenig qualifiziertem weiblichen Personal. Genug davon gab es jedoch im Rahmen einer Veranstaltung auf dem sechsten IT-Gipfel Anfang Dezember in München.

Erfolgreiche Managerinnen der IT-Branche stellten in teils amüsanten und mit Anekdoten angereicherten Vorträgen ihre Karrierewege vor sowie die Lehren, die sie darauf gezogen haben. Dass sie sich vieles erkämpfen mussten und keineswegs mit offenen Armen empfangen wurden, erzählte beispielsweise Susanne Fettig von Nokia Siemens Networks: "Ich musste immer besser sein als meine männlichen Kollegen", berichtete Fettig, die seit 30 Jahren in der Branche arbeitet.

Als Monika Maurer nach einem erfolgreichen Lehramtsstudium in Physik und Chemie sich auf den Berufseinstieg in der Schule freute, teilte ihr der verantwortliche Fachlehrer mit, dass er sich lieber einen Mann für die Position gewünscht hätte. Zwar besserte sich die Arbeitsatmosphäre nach diesem frostigen Empfang im Laufe der Zeit, doch aufgrund eines Einstellungsstopps für Junglehrer nach ihrem Referendariat wechselte Maurer 1985 in die IT-Branche und ist heute Vice President Presales EMEA bei Alcatel-Lucent.

Die medienwirksame Selbstverpflichtung der Telekom habe dem Thema Frauen in Führungspositionen neuen Schwung gegeben, bestätigten Diskutantinnen auf dem Podium. Allerdings: "Die Quote allein reicht nicht aus", weiß Mechthilde Maier, Leiterin Group Diversity Management der Deutschen Telekom. Deshalb hat das Unternehmen vom Vorstellungsgespräch bis zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vieles im Konzern auf den Prüfstand gestellt. Mentoring-Programme sieht die Managerin inzwischen kritisch, denn trotz einer zehnjährigen Laufzeit gebe es keine nennenswerten Erfolge. Sie vermutet, dass mancher Mentor vielleicht selbst Angst hatte, dass ihm eine talentierte Frau den Posten streitig mache.

Einen Prinzen heiraten? Oder doch lieber Karriere machen?
Einen Prinzen heiraten? Oder doch lieber Karriere machen?
Foto: Fotolia, blessings

Manchmal dauere es etwas länger, Frauen davon zu überzeugen, dass sie das Potenzial für eine Führungsposition haben, glaubt Maier. Männer plagten sich dagegen selten mit Selbstzweifel und seien sofort wie auf Knopfdruck zur Stelle, wenn es einen neuen Posten zu besetzen gebe. Bisher sei es durchaus vorgekommen, dass manche Frau darauf warte, wachgeküsst zu werden, wie es Maier ironisch formuliert. Doch es gebe Hoffnung, dass jüngere Frauen selbstbewusster ihr eigenes Leben und ihre Karriere in die Hand nehmen, anstatt auf ihre Entdeckung zu warten.