Karriere als IT-Beraterin

Frauen kommen auf Umwegen in die IT

22.04.2013
Von Michael  Schwengers

Theoretische Informatikvorlesungen schrecken Frauen ab

Henrike Götting arbeitet seit einem Jahr als IT-Beraterin bei MHP.
Henrike Götting arbeitet seit einem Jahr als IT-Beraterin bei MHP.
Foto: MHP

Erst vor knapp einem Jahr hat sich Henrike Götting für eine Karriere als IT-Beraterin entschieden. Nach ihrem Betriebswirtschaftsstudium an der Fachhochschule Münster stieg sie bei MHP als Junior Consultant ein. Mittlerweile übernimmt sie in Projekten als Consultant Verantwortung. Zu Beginn des Studiums konnte sie mit der Informatik nichts anfangen: „IT interessierte mich nicht besonders und die sehr theoretischen Pflichtvorlesungen in dem Fach haben mich in meiner Haltung weiter bestärkt."Neugierig wurde sie durch die praxisorientierteren Vertiefungsmodule Supply Chain Management sowie Organisations- und Informations-Management. Götting erkannte, welche Bedeutung IT für Unternehmen hat und was sich mit einem durchdachten Einsatz von Hard- und Software alles anstellen lässt. Hinzu kam der Austausch mit IT-Beratern, die regelmäßig in die Hochschule eingeladen wurden und aus ihrem Berufsalltag berichteten.

In den Gesprächen ist Henrike Götting mir klar geworden, „dass ein IT-Beruf nicht bedeuten muss, den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen und zu programmieren." Genau diese Annahme war unter ihren Kommilitoninnen aber weit verbreitet, sagt Götting. Darum näherten sich nur wenige dem Thema IT. Ihre männlichen Kollegen brachten dagegen von vornherein eine größere Affinität für die Technologie mit und hatten damit auch bessere Voraussetzungen, die verschiedenen Möglichkeiten kennenzulernen. „Um daran etwas zu ändern und mehr Frauen für einen Beruf im IT-Umfeld zu begeistern, müssten die Hochschulen viel früher den Bezug von IT zur Unternehmenspraxis vermitteln – und zwar am besten in konkreten Projekten, in denen alle Facetten erfahrbar sind", fordert Götting. So würden auch Frauen erleben kennen, dass ihre spezifischen Stärken in dem Berufsfeld sehr gefragt sind.

Zu diesen zählen nach den Erfahrungen von Anne Ulitze und Henrike Götting besonders soziale Kompetenzen wie Empathie, Emotionalität und Kommunikationsfähigkeit. Eigenschaften, die in den meist sehr komplexen IT-Projekten wichtig sind, um Interessen der unterschiedlichen Personen miteinander in Einklang bringen zu können. MHP-Managerin Anne Ulitze hat beobachtet, dass es Frauen viel leichter fällt, „genau zuzuhören – zum Beispiel einem Fachanwender, der aus seiner Sicht beschreibt, welche Funktionen ein IT-System im besten Fall haben müsste." Nur wer das genau versteht, kann anschließend zielgerichtet nach Wegen suchen. Umgekehrt ist es für die Stimmung im Projekt unbedingt erforderlich, dem Mitarbeiter aus dem Fachbereich in Ruhe und verständlich zu erklären, weshalb sich manche Vorstellungen nicht verwirklichen lassen. Wird das versäumt, kommt es schnell zu Blockadehaltungen, die den Projekterfolg gefährden.

Die erfahrene Beraterin und die junge Hochschulabsolventin – beide zog es in die IT-Branche, weil sie der praktische Einsatz der Technologie begeisterte. Und beide würden sich über noch mehr Kolleginnen freuen. Anne Ulitze: „Allen jungen Frauen, die sich mit ihrer Berufskarriere beschäftigen kann ich nur sagen: Kommt in die IT – es lohnt sich."

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