Frauen in IT-Berufen

12.07.2001
Von Helga Ballauf
Im Rahmen der Initiative "Idee-IT" wollen Bundesregierung und Unternehmen erreichen, dass mehr Frauen IT-Berufe anstreben. Ihr Ziel: Der Frauenanteil bei IT-Azubis soll im Jahr 2005 bei 40 Prozent liegen.

Derzeit sind nur 14 Prozent der Auszubildenden im IT-Bereich weiblich und 17 Prozent derer, die Informatik studieren. Die an der Initiative beteiligten Unternehmen bieten spezielle Schul- und Ferienpraktika für Mädchen an und wollen sich bei dieser Gelegenheit als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Frauen, die es in der Informatikwelt zu etwas gebracht haben, lassen sich in Schulen einladen und ausfragen. Auch Großveranstaltungen in jedem Bundesland sind geplant.

Es ist ein schwieriger Balanceakt, auf den sich die Initiatoren einlassen: Das Interesse junger Frauen an männertypischen Berufe schwindet schnell, wenn sie den Eindruck gewinnen, dass Wirtschaft und Politik rühren nur deshalb die Werbetrommel rühren, weil Fachkräftemangel herrscht und die männlichen Bewerber nicht ausreichen. Die Unternehmen erhoffen sich mehr vom weiblichen Fachpersonal: Computerspezialisten brauchen immer öfter neben technischem Know-How auch Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen. Qualifikationsforscher bestätigen, dass alle IT-Berufe einen Mix aus Fach-, Handhabungs- und Sozialkompetenz verlangen. Das konzeptionelle und projektorientierte Arbeiten an der Schnittstelle Mensch-Technik kommt Fraueninteressen entgegen. Denn für sie ist der Rechner vor allem ein Instrument, um Aufgaben zu lösen. Technikbeherrschung pur interessiert sie oft weniger.

 Die dienstleistungs- und kundenorientierte Seite der neuen IT-Berufe kommt bei Stellenanzeigen und Berufsbeschreibungen meistens zu kurz. Die Initiative Idee-IT hat jetzt Kurzprofile entworfen, bei denen die so genannten Soft Skills im Mittelpunkt stehen. Wie sehr schon heute der Frauenanteil zwischen den verschiedenen IT- und Medienberufen schwankt, je nachdem, ob gestalterische, kaufmännische oder technische Tätigkeiten überwiegen, zeigt die Statistik. Das techniklastige Image der Informationstechnik ist aber nur ein Grund für die mangelnde Attraktivität dieser Berufe bei Frauen. Es geht auch um die Frage der Vermittlung: Ob Frauencomputerschulen, Sommeruniversität für Frauen in der Informatik oder Weiterbildungskurs Online-Publishing für Berufsrückkehrerinnen - geschlechtsspezifische Bildungsangebote haben Hochkonjunktur. So ersparen sich Frauen männliches Konkurrenzgehabe und haben den Raum, um eigene Netzwerke zu knüpfen. Berufspädagogen plädieren dafür, selbst in gemischt-geschlechtlichen Lerngruppen einen größeren Wert auf das nutzerorientierte Herangehen an Technik zu legen und auf das Abwägen der Chancen und Risiken, die in der Informationstechnik stecken. 

Frauenanteil an IT- und Medienberufen IT-Systemelektroniker/in 4 % Fachinformatiker/in 11 % Informatikkaufleute 22 % IT-Systemkaufleute 30 % Mediengestalterin Bild und Ton 31 % Mediengestalterin für Digital- und Printmedien 55 % Stand Herbst 2000 (Quelle: BIBB)