Nachholbedarf bei der Fertigung von Sensoren durch Kooperationen befriedigen:

Französische Elektronikindustrie startet Aktivitäten

04.04.1986

PARIS (vwd) - Ihre Kooperationen mit internationalen Partnern verstärkt die französische Elektronikindustrie. Ein Nachholbedarf besteht nach Angaben der Kölner Bundesstelle für Außenhandelsinformationen vor allem bei der Fertigung von Sensoren für gewerbliche Zwecke.

Für die Entwicklung und Produktion neuer elektronischer Bankschalter gründete Bull kürzlich mit Olivetti eine Tochter. Die beiden Partner behalten ihre selbständigen Vertriebsnetze. Ihre Zusammenarbeit soll vor allem eine Reduzierung der Gestehungskosten durch größere Serienfertigung und eine bessere Verteilung der Forschungskosten ermöglichen. Bull hofft außerdem, durch diese Kooperation ihre Position auf dem europäischen Markt zu stärken.

Matra, die mit der US-Firma Harris in Frankreich Halbleiter fertigt, wird gemäß einer zusätzlichen Vereinbarung mit der US-Firma Cypress elektronische Speicher erzeugen und verkaufen. Matra-Harris übernimmt zunächst eine Minderheitsbeteiligung von zehn Prozent an Cypress, die sich sehr schnell entwickelt und zur Deckung der Nachfrage zusätzliche Produktionskapazitäten benötigt.

Centre Electronique de Laval, eine Tochter der Thomson-Gruppe, schloß mit der US-Valid Logic Systems ein Kooperationsabkommen zur Fertigung von computergesteuerten Ausrüstungen für Engineeringfirmen ab. Die französische Seite wird zunächst für den US-Partner während einer vierjährigen Frist monatlich 50 Einheiten für den europäischen Markt erzeugen. Außerdem laufen Verhandlungen über weitere Kooperationsabkommen mit anderen US-Unternehmen. Die ehemalige Thomson-Tochter Societé CICE wird im Rahmen einer Kooperation mit der US-Cabot Corp. Feinkeramik für elektronische Zwecke herstellen. Dafür wurde zu gleichen Teilen eine Tochter gegründet, die in Europa 300 Millionen französische Franc umsetzen will.

Exporterfolge bei elektronischen Steckern

Im Bereich elektronische Meßgeräte wird die Tochter Mecilec der staatlichen Elf-Aquitaine die Produkte der US-Combustion Engineering in Frankreich vertreiben, insbesondere Sensoren zur Druckmessung. Im Gegenzug bemüht sich der Partner um den Absatz französischer elektronischer Meßgeräte in den USA.

Gute Exporterfolge erzielen die Hersteller elektronischer Stecker. 1984 belief sich ihre Ausfuhr auf wertmäßig 712 Millionen Franc bei einem Import von 341 Millionen Franc trotz starker US- und japanischer Konkurrenz. Die französische Nachfrage nach diesen Steckern wurde für 1985 auf 2,5 Milliarden Franc geschätzt. Die Konkurrenzfähigkeit der französischen Unternehmen ist einer schnellen Anpassung an die modernen Technologien zu verdanken.

Bei Sensoren besteht Nachholbedarf

Das Elektronikunternehmen Delta Dore meldet ein jährliches Umsatzwachstum von 50 Prozent und hofft, bis 1990 ein Umsatzniveau von 200 Milliarden Franc zu erreichen. 70 Prozent der Produktion entfallen auf energiesparende elektronische Geräte, den Rest stellen Innovationen, wie medizinische Laser für Akupunktur, Mikroinformatik für Wärmeregulierung und elektronische Bestandteile für Fernmeldesysteme. Delta Dore verfügt bereits über Töchter in Kanada, den USA und Japan. Dazu kommen Beteiligungen an rund zehn kleinen Firmen. Zur Vermeidung höherer Anlageninvestitionen wird ein beträchtlicher Teil der Produktion Zulieferbetrieben überlassen.

Nachholbedarf besteht bei Sensoren, deren Importe für gewerbliche Zwecke doppelt so hoch sind wie die Ausfuhren. Dabei wird nur ein Zehntel der Sensoren direkt exportiert, der Rest ist in Ausrüstungen eingebaut. Nur bei Temperaturmeßfühlern wird der Bedarf fast vollständig durch die einheimische Produktion gedeckt. Groß ist die Versorgungslücke bei Sensoren für langlebige Konsumgüter. Die französische Industrie ist zwar in der Lage, einen erheblichen Teil der Modelle zu liefern, aber meistens sind die Serien zu klein. Einige Firmen versuchen jetzt, die Marktlücke zu schließen, wobei sie sich zum Teil auf die Zusammenarbeit mit Universitäten und staatlichen Labors stützen können. Bei einem Projekt für Siliziumsensoren für Automobile (Investition 100 Millionen Franc) scheint die französische Kfz-Industrie an einer finanziellen Beteiligung interessiert zu sein.