Industrie und Forschung ziehen an einem Strang:

Frankreich kämpft um "Platz an der Sonne" bei Al

18.01.1985

MÜNCHEN (kul) - Auf eine effektive Zusammenarbeit zwischen Industrie und Forschung setzen auch Im neuen Jahr die französischen Experten für Artificial Intelligence. Bildverarbeitung, Schnittstellen für natürliche Sprachen sowie Expertensysteme "made in France" sollen unseren westlichen Nachbarn helfen, Im internationalen Spitzenfeld mithalten zu können.

Star auf dem Gebiet der Formenerkennung ist nach Aussage des Französischen Informationszentrums für Industrie und Technik, (FIZIT) in Frankfurt der "Visiomat" von Matra. Das Gerät verfüge Farbverarbeitungsfähigkeiten und könne innerhalb von 80 Millisekunden einen beliebigen Gegenstand identifizieren und lokalisieren. Auch Bildfolgen ließen sich analysieren.

Als ähnlich leistungsfähig gelten einige kleinere und mittlere Betriebe. So Cersa, ein Unternehmen, das gerade an einem 3D-Erkennungssystem arbeitet, oder das Institut Technique de la Machine Intelligente (ITMI). Dieser Ableger des Institut d'Informatique et de Mathématique Appliquée (IMAG) hat ein Echtzeit-Analysesystem für Bildfolgen herausgebracht. Eine Kamera, die bis zu 100 Bilder in der Sekunde analysiert, gibt es inzwischen bei 12S.

Cega macht durch eine Bildverarbeitungsmaschine namens "Sacimo" von sich reden, während Solems unter der Bezeichnung "Vicems" ein System entwickelte, das in weniger als einer Sekunde 280 Lötstellen überprüfen soll. Cigal wiederum vermarktet den Prozessor Vision "NIM 630" von Adersa. Digital Design setzt auf eine Kamera, die am Institut National de Recherches en Informatique et en Automatique (INRIA) entwickelt wurde. Soterm hat mit der Universität von Toulouse zusammengearbeitet.

Im Bereich Expertensysteme haben das Centre National d'Etudes des Télécommunications (CNET) und die Compagnie Générale d'Electricité (CGE) in Zusammenarbeit mit Rosace und Maia Maschinen zur Programmerstellung in den Sprachen Lisp und Prolog entwickelt.

Genau wie INRIA interessiert sich die CGE für Schnittstellen mit der natürlichen Sprache, ihr Projekt steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Cognitec hingegen bietet bereits eine Software an, die ganze Seiten mit Stellenangeboten analysieren kann. Der für das Institut National de Recherches Agronomiques (INRA) entworfene Prototyp "TOM" erwies sich, so ein Firmensprecher, als Erfolg. Inzwischen weise das Auftragsbuch des Unternehmens etwa 50 Expertensysteme auf.

Während sich Entwickler wie Matra, ITMI, Cap Gemini und Bull im Alleingang versuchen, ziehen andere die Kooperation mit Forschungszentren vor. So hat sich beispielsweise Electricité de France (EDF) mit dem Team von J. L. Lauriére zusammengetan. Simag-Informatique arbeitet mit der savoyischen Universität für Cessol zusammen. INRIA und Sema wollen gemeinsam ein Tool zur Erstellung von Expertensystemen entwickeln. Elf und Framatome haben sich mit dem amerikanischen Unternehmen Tecknowledge zusammengetan.

Gleich auf zwei Pferde setzt die CGE: Über GSI Alcatel kontrolliert sie Erli, ein Unternehmen, das für die französische Forschung von großer Bedeutung ist. Gleichzeitig besteht über Tecsi Software eine Verbindung mit Xerox, Mit dem Problemkreis "Expertensysteme' beschäftigen sich außerdem noch etwa zehn Labors, außerdem die Universitäten von Marseille, Aix, Toulouse und Rennes.

Bereits einen Schritt weiter fühlen sich das Laboratoire d'Automatique et d'Analyse des Systémes (LAAS) und das Institut National Polytechnique Générale (INP-G): Experten dieser beiden Institutionen können inzwischen einem Roboter beibringen, einmal erlernte Verhaltensmuster und "Kenntnisse" -selbsttätig zu verändern.