Frankfurt: Das Geld sitzt nicht mehr so locker

17.10.2003
Von Marc Voland

Im Gegensatz zu Nordhessen oder anderen Bundesländern darf das Land den Frankfurter Ballungsraum jedoch nicht direkt subventionieren. Die Europäische Kommission schränkt die Förderung von Wirtschaftszentren ein, wie Klaus Willich-Michaelis, Bereichsleiter Beratungsdienste der Investitions-Bank Hessen AG, erklärt. "In diesem Raum gibt es keine ausgeprägte Fördermentalität und -historie". Das Land investiert deshalb indirekt in die Infrastruktur und versucht, wie auch andere Bundesländer, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, den Standort wettbewerbsfest zu machen.

Mehr als 100 Projekte initiierte das Land über die Investitionsbank Hessen, die Technologie-Stiftung Hessen und die Landesinitiative Hessen-Media, deren Ziel es ist, die Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien zu fördern. Dabei verzahnen die Institute mehrere Förderinstrumente, bieten Kredite und Informationen, richten Veranstaltungen aus und sensibilisieren Unternehmen für E-Commerce oder automatisierte Prozesse. "Hessen. Hier ist die Zukunft" lautet der Slogan des Landes, und so ist es nur konsequent, dass neben traditionellen Branchen auch gezielt neue Technologien wie Bio- oder Nano- und Oberflächentechnik unterstützt werden.

Trotz Strukturpolitik und Verbesserung der Rahmenbedingungen: Die Zahlen des Arbeitsamtes unterstreichen die konjunkturelle Misere. Waren im Juni 2002 5000 IT-Fachleute arbeitslos, so sind es Mitte dieses Jahres 7000. Auch im Großraum Frankfurt sieht die Arbeitsmarktsituation nicht viel besser aus. Dabei scheint durchaus Bedarf nach qualifizierten IT-Fachkräften zu bestehen, wie Sprecherin Ulrike Stein von der hessischen Initiative ProIT Fachkräfte für Hessen, einem Projektverbund des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur und der technischen Universität Darmstadt, bestätigt.

Im vergangen Jahr, so eine landesweite Befragung der Initiative, fehlten der hessischen Wirtschaft etwa 4500 IT-Fachkräfte. Heute schätzt die Wissenschaftlerin das Kontingent auf etwa 3000 offene Stellen - Tendenz steigend. "Die Wirtschaft sucht händeringend nach Spezialisten, doch Angebot und Nachfrage passen in vielen Fällen nicht zusammen", so die Soziologin Stein. Die Qualifikationen von Bewerbern seien oft veraltet oder die Kandidaten zu eng spezialisiert. Gesucht werden hauptsächlich Anwendungs- und Softwareentwickler mit Netzwerk- und Datenbankkenntnissen sowie Erfahrung in Anwendung von Betriebssystemen, Internet oder Groupware.

Europaweites Pilotprojekt

"Wer Java beherrscht, hat gute Chancen" - vor allem in Südhessen, hier ist generell der Bedarf an Fachleuten am größten. Auch Softwareingenieure, Berater und Trainer sind weiter gefragt. Um den Mangel zu beseitigen, setzt die Initiative mit einem europaweit wohl einmaligen Pilotprojekt auf formale Qualifizierung. Berufsbegleitend können sich IT-Professionals an verschiedenen Institutionen wie Uni, IHK und anderen Bildungsträgern systematisch weiterbilden und dies mit einem anerkannten Zertifikat nachweisen.