Kontroverse über Qualität der DV-Dozenten und der Lernunterlagen

Franchise-Nehmer trennen sich im Streit von Schulungsanbieter

17.01.1992

MÜNCHEN (hk) - Unterschiedliche Auffassungen über Qualität der Trainer und Lernunterlagen haben drei Schulungsunternehmen veranlaßt, ihre Franchise-Beziehung zu SPC zu beenden. Das Wiener Schulungsunternehmen in der Rolle des Franchise-Gebers will nun als Konsequenz der nicht gerade friedlich stattfindenden Auseinandersetzungen mit einigen Franchise-Nehmern auf diese Art von Verträgen verzichten.

"Nichts auf dem Teller, alles auf der Rechnung", so charakterisierte Frits Aab in München sein Verhältnis zum ehemaligen Franchise-Geber SPC. Bei der Einweihung der Münchner Schulungsräume nannte der Geschäftsführer des erst seit ein paar Monaten auf dein DV-Schulungsmarkt existierenden Unternehmens atp die Gründe für die Trennung von seinem Franchise-Geber.

SPC hatte es in den letzten Jahren mit Hilfe seines Franchise-Konzeptes geschafft, zu einem wichtigen Anbieter im florierenden, aber auch umkämpften PC-Schulungsmarkt aufzusteigen.

Im Laufe der Zeit soll laut Aab die Qualität der Dozenten und der Teachware, also der Schulungsunterlagen, schlechter geworden sein. Aufgrund unterschiedlicher Qualitätsvorstellungen habe man sich dann getrennt, so die Version der drei Abtrünnigen. Bei den Frauchise-Nehmern handelt es sich um eigenständige SPC-GmbHs in Frankfurt, Düsseldorf und Karlsruhe mit Zweigstelle in Stuttgart.

Aab, der zuvor die SPC-Gruppe in Frankfurt leitete, beklagt zum Beispiel die mangelnde Professionalität der Trainerausbildung durch die SPC-Dozenten, die eigens aus Wien angereist kamen. In zwei Tagen wurde dann laut Aab Didaktik und Pädagogik gepaukt - dann durfte der frischgebackene Trainer unterrichten.

Lothar Hahn, der jetzige SPC-Geschäftsführer, läßt die Vorwürfe nicht gelten Lind versichert, daß diese zwei Tage nur die Grundausbildung umfaßten. Genau das hätte SPC auch ihm erzählt, meint Thomas Trefz. Allerdings sei nie mehr passiert, obwohl zumindest am Anfang mehr versprochen wurde, versichert der Düsseldorfer SPC-Geschäftsführer. Auch der dritte "Renegat", Hans-Albrecht Lehmann von der Karlsruher Dependance, weiß nur von zwei Tagen Ausbildung. Weil die Qualität der Dozenten so schlecht gewesen sei, hätten alle drei ihre Lehrer nachschulen müssen.

Auch bei den Schulungsunterlagen hielt sich die Begeisterung der drei in Grenzen. "Es gab Teachware, die war von Fehlern durchsetzt", kommentiert Trefz. Und Lehmann ergänzt: "Die Qualität der Seminarunterlagen war so schlecht, daß wir uns beizeiten entschlossen haben, eigene Unterlagen zu entwickeln." Aab kritisiert allem den didaktischen Aufbau und moniert die seitenlangen Listings, die einem Anwender nichts bringen würden.

Hahn, mit der Kritik der "Aussteiger" konfrontiert, meint gegenüber der COMPUTERWOCHE: "Was ich hier heraushöre, sind Profilierungsneurosen." Sein Unternehmen arbeite professionell, und der Markt werde die Entscheidung treffen.

Der Fall Trefz unterscheidet sich insofern von den beiden anderen, als der Düsseldorfer zwar mit SPC eine Gesellschaft

gründete, der Franchise-Vertrag allerdings nie zustande kam. Man hätte Änderungswünsche vorgebracht, so Trefz, die jedoch nie berücksichtigt wurden. Und nachdem Anfangsversprechungen nicht eingelöst wurden und merkwürdige Rechnungen auf den Tisch flatterten, zum Beispiel "den Flug einer Basketballmannschaft nach Berlin", nahm man Abstand vom Vertrag.

Anders als in Frankfurt und Karlsruhe/Stuttgart ist bei Trefz auch die Nachfolge noch nicht geregelt. Während Aab und Lehmann auf den Namen SPC im Einverständnis mit dem Franchise-Geber verzichteten, ist der Düsseldorfer nicht bereit, den Namen abzugeben. Er verlangt von Hahn eine Entschädigung dafür, daß er für SPC in Düsseldorf das Geschäft aufgebaut hat. Hahn dazu: "Wir zahlen nichts." Dann werde man sich vor Gericht treffen, prophezeit der Düsseldorfer, der auch unter eigenem Namen ein Schulungsunternehmen betreibt.

Vor Gericht wird sich der SPC-Geschäftsführer voraussichtlich auch mit Lehmann treffen. Der Karlsruher hat sich mit den Wienern zwar beim Thema Namensabgabe einigen können, allerdings hätten die Franchise-Geber Teile des notariellen Vertrages mißachtet, der bei Lehmanns Ausstieg unterzeichnet wurde. Unter anderem gelte es um einen Nachsendeantrag. Die Lehmannsche Post sei nicht - wie vereinbart - an seine Adresse, sondern an die neugegründete SPC Stuttgart geschickt worden.

Hahn bestreitet dies energisch; in Sachen Nachsendeantrag sei ihm nichts bekannt. Lehmanns Unternehmen, die seit 1986 existierende Infotel GmbH, hat nun einen Großteil der Karlsruher und Stuttgarter SPC-Aktivitäten übernommen und gleichzeitig eine Geschäftsstelle in München eröffnet.