Internationale Expansion angestrebt

France Télécom wächst vor allem in der Heimat

10.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Michel Bon, Chef der France Télécom, plant einen deutlichen Ausbau der internationalen Aktivitäten. Obwohl die Sparten Internet und Mobilfunk als Motor für das künftige Geschäft gelten, verdankt der Ex-Monopolist sein Gewinnplus von 20 Prozent im Geschäftsjahr 1999 vor allem einer starken Position im Festnetzbereich.

Wie der Kommunikationsriese auf der Bilanzpressekonferenz in Paris meldete, ergab sich für das vergangene Fiskaljahr ein Nettogewinn von 2,77 Milliarden Euro, was einem Plus von 20,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis gleichkommt. Mit 10,5 Prozent kletterte der Umsatz etwas verhaltener auf 27,2 Milliarden Euro, wovon weniger als ein Fünftelauf das Auslandsgeschäft entfielen. Wie Vorstandschef Michel Bon einräumte, sehe das Unternehmen bei seinen internationalen Aktivitäten noch Nachholbedarf.

Ein Auge habe man auf jeden Fall auf das britische Mobilfunkunternehmen Orange Plc. geworfen, es sei jedoch noch ungewiss, wann die Firma verkauft wird. Außerdem gaben die Franzosen ein neues Angebot für den polnischen TK-Konzern Telekomunikacja Polska SA (TPSA) ab. Auch im deutschen Markt sieht Bon "ein Loch", das es zu stopfen gelte. Nach dem E-Plus-Debakel - die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung war überraschend gescheitert - bewirbt sich France Télécom nun um eine neue Mobilfunklizenz für den Handy-Standard Universal Mobile Telecommunications System (UTMS) in der Bundesrepublik. Diese werden jedoch wahrscheinlich nicht vor 2002 vergeben. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, kursieren derzeit Gerüchte über ein Interesse der Franzosen am Festnetzanbieter Mobilcom.

Die Finanzierung dieser Pläne wie auch der Ausbau des zum Ende vergangenen Jahres übernommenen US-Carrier Global One bereitet Michel Bon keine Kopfschmerzen. Neben einer möglichen separaten Börsennotierung der Internet-Tochter spielt der Franzose mit dem Gedanken, sich von Beteiligungen wie an ST Microelectronics, Sprint oder der Deutschen Telekom zu trennen.