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France Télécom droht EU-Kommissarin Reding

15.12.2006
Sollten die Gebühren für internationale Mobilfunkgespräche drastisch gesenkt werden, müssten die TK-Anbieter im großen Stil Personal abbauen, so der französische Carrier.

France-Télécom-Chef Didier Lombard ist auf die zuständige EU-Kommissarin Viviane Reding, nicht gut zu sprechen. Er kritisierte im Gespräch mit der "Financial Times" die starken Eingriffe der EU in den Wettbewerb. So etwas habe es zuvor nur in Osteuropa gegeben. Was der Lenker des ehemaligen Staatskonzerns als "äußerst paradox für eine Liberale" bezeichnet, sind die Pläne der Wettbewerbshüterin, bei der Regulierung der Roaming-Preise nicht nur die Gebühren einzubeziehen, die die Mobilfunkbetreiber untereinander zahlen, sondern auch die Endkunden-Entgelte. Die EU-Kommission selbst schätzt, dass die Umsätze der europäischen Mobilfunkanbieter damit um jährlich fünf Milliarden Euro gesenkt werden. Die für den Telekommunikationssektor zuständigen Minister der EU haben Redings Vorschläge Anfang der Woche grundsätzlich abgenickt. Die Festsetzung der Preise für die Konsumenten soll jedoch nur dann vorgenommen werden, wenn es sich als notwendig erweist.

Sollte Reding wirklich durchgreifen, würden die Mobilfunkbetreiber ihre Konsequenzen ziehen, warnte Lombard im Interview. "Wir werden uns an die Situation anpassen, was bedeutet, dass der TK-Sektor als Ganzes leiden wird", so der Manager. Um die Kosten zu senken, könnten die Mobilfunkbetreiber unter anderem bei Bestellungen die günstigeren asiatischen Netzausrüster bevorzugen. Laut Sanjiv Ahuaja, Chef der Mobilfunktochter Orange, stünden damit bei den europäischen Zulieferern Tausende von Jobs auf dem Spiel. Außerdem würden Redings Pläne die auf dem Fundament der GSM-Technik errichtete Führungsrolle Europas in der internationalen Mobilfunkindustrie untergraben. (mb)