Kolumne

"Fragen nach der Zukunft bleiben"

14.12.2001
Christoph Witte Chefredakteur CW

Nachdem die Nachfahren von William Hewlett und David Packard die Übernahme von Compaq geschlossen ablehnen, ist schwer vorstellbar, dass die Fusion noch stattfindet. Zwar verfügen die jeweiligen Stiftungen nur über einen stimmberechtigen Anteil von insgesamt 18 Prozent der Aktien, doch da sie ihre Entscheidung auch mit Erkenntnissen von Unternehmensberatern und Wirtschaftsprüfern begründen, ist es wahrscheinlich, dass sich genügend andere Aktionäre ihrem Votum anschließen. Damit würde der von Anfang an kontrovers diskutierte Deal gekippt.

Die meisten Analysten und Marktbeobachter sehen die Fusion ohnehin negativ: Sie verweisen auf die praktisch redundanten Produktportfolien im PC- und Server-Geschäft, das zudem in beiden Unternehmen noch mit ungelösten Logistikproblemen kämpft, und auf die fehlende Schlagkraft im kombinierten Servicegeschäft. Durch ihre nach wie vor relativ teure Produktion und die im Vergleich etwa zu Dell zu lange Verweildauer der Rechner im Vertriebskanal sind die Margen aus dem PC- und PC-Server-Geschäft nach wie vor zu gering. Außerdem ist das PC-Business, das in dem kombinierten Unternehmen rund ein Drittel des gemeinsamen Umsatzes ausmachen soll, unprofitabel.

Nicht gerade zur positiven Einschätzung der größten Übernahme in der Geschichte der IT-Industrie dürfte darüber hinaus die sechsmonatige Schweigepflicht beigetragen haben, auf deren Einhaltung die amerikanischen Aufsichtsbehörden sehr genau achten. So konnten die verantwortlichen Manager bei weitergehenden Fragen von Journalisten und Analysten nur auf die ursprüngliche Roadmap verweisen. Fragen nach der Bereinigung der Produktpalette, Stellenabbau über die angekündigten 15 000 Streichungen hinaus oder nach der weiteren Verwendung des Markennamens Compaq liefen so ins Leere.

Das HP- und Compaq-Management haben bisher die Frage nach dem Warum der Fusion nicht überzeugend beantworten können. Sollte der Merger tatsächlich am Votum der HP-Erben scheitern, stellt sich die Frage nach der Zukunft der beiden Unternehmen erneut. Schafft es Compaq in seiner heutigen Konzernstruktur allein aus den roten Zahlen und mit welchem Manager an der Spitze? Antworten auf drängende Fragen muss auch HP finden: Wer wird der Nachfolger von Fiorina? Lohnt sich das PC-Geschäft noch? Ist die Strategie richtig, sich so serviceorientiert wie die IBM aufzustellen? Sollte man nicht das profitable Druckergeschäft verselbständigen?

Auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Sicher ist nur, dass sie auch geklärt werden müssen, wenn der Merger wider Erwarten doch noch zustande kommt. Ohne Übernahme treten sie nur deutlicher zutage und müssen schneller beantwortet werden.