Frachttarifsoftware im Eigenbau:Mensch-Maschine-Miteinander

11.07.1980

HAMBURG (pi) - Frachttarife für Transporte aus Westeuropa in östliche Regionen zu errechnen, bedarf nach Aussagen der Transportorganisation Kühne & Nagel fundierter Kenntnisse und eines gewaltigen Arbeitsaufwandes. Um die monatlich fast 800 Anfragen an das Zentrale Tarifbüro effektiv beantworten zu könne, entwickelte das Transportunternehmen ein spezifisches Computerprogramm.

Kühne & Nagel begründet die Eigenentwicklung folgendermaßen: "lnternationale Tarifspezialisten der Verkehrswirtschaft sind kaum zu findende Fachkräfte. Die Tatsache, daß ein Tarifeur zur Frachtkalkulation für Transporte in diesen Raum mit Konditionsvergleichen und auf unterschiedlichen Wegen mehrere Stunden benötigt, hat die Entwicklung eines entsprechenden EDV-Programmes stark vorangetrieben. "

Hauptschwierigkeit machte die Speicherung der verschiedenen Basiskonstanten, wie die Entfernungen der zirka 600 Abgangs- und Bestimmungsbahnhöfe zu den DB-Grenzen Kilometerentfernungen der Transitstrecken und die Eisenbahntarife für die fraglichen Staaten, sowie deren schrittweise programmgesteuerte Abarbeitung.

Um Vergleichskalkulationen zu erhalten, waren die unterschiedlichen Währungen genauso zu berücksichtigen wie Tarife, Grenzgebühren, Reexpeditionskosten, Verlagsprovisionen, Um- und Entladegebühren Empfangskosten und Versicherungsprämien beschreibt das Transportunternehmen.

Der Ablauf gestaltet sich folgendermaßen: Nach Eingabe einer Frachtkosten-Anfrage durch den Tarifeur übermittelt der Großcomputer in USA über Satellit kurzfristig das Kalkulationsergebnis, des der Terminal in Hamburg dann mit 120 Anschlägen pro Sekunde ausdruckt. Die Auflistung erfolgt aufgeschlüsselt nach Frachtsätzen pro Strecke, Entfernungen, umgerechnet in die gewünschte Währung, mit Addition der Frachsätze, Angabe des vollständigen Leitweges und der Tarifklassen. Nach dreijähriger Erfahrung wird nunmehr schon mit der dritten Computergeneration gearbeitet. Von der Arbeitsschnelligkeit profitiert vor allem auch die Angebotserstellung für ganze Industrieprojekte, bei der es gilt, für viele verschiedene Güterarten von unterschiedlichen Abgangsstationen und mit differenzierten Leitwegen die Frachtkosten zu ermitteln", freut sich das Unternehmen.

Trotzdem, so berichtet Kühne & Nagel, ist der Tarifspezialist dadurch nicht arbeitslos geworden, sondern nur von manuellen Rechenaufgaben und Tabellensuche entlastet. Sie betreuen nun vornehmlich die Transportberatung und die Pflege sämtlicher Spezial- und Ausnahmetarife aller europäischen Eisenbahnen, die laufende Einspeisung von Tarif- und Währungsänderungen und die manuelle Verfeinerung von Transportkalkulationen, die außerhalb der Serie und absolut individuell zu erstellen sind. "lhr Dialog mit dem elektronischen Partner ist eines der Kriterien die den modernen Spediteur auszeichnen", sagt der Transporteur.

Informationen: Kühne & Nagel, Raboisen 40, 2000 Hamburg 1, Tel. 0 40/3 01 01.